Dienstag, 06. Oktober 2020: Koffer oder Leben? Koffer!
Chicago, Oktober 2016: Das rechte Triebwerk einer Boeing 767 explodiert direkt nach dem Abheben. Der brennende Jet kommt auf dem Rollfeld zum Stehen und muss evakuiert werden, bevor die Maschine in Flammen aufgeht. Die Notausgänge werden geöffnet, die Notrutschen aufgeblasen. Aber was tun viele Passagiere? Anstatt den schnellsten Weg ins Freie zu suchen, zanken sie sich um den Zugriff auf die Gepäckfächer. Sie versuchen, Koffer über die Köpfe ihrer Mitreisenden Richtung Ausgang zu wuchten oder versperren anderen mit ihren Taschen den Weg. Die Befehle des Personals »Leave everything behind!« werden nicht befolgt, obwohl die Gefahr besteht, dass die Koffer Löcher in die Notrutschen reißen und die Menschen nicht mehr rechtzeitig ins Freie kommen. Dies ist kein Einzelfall: Laut einer Studie wird das lange Zusammensuchen von Gepäckstücken bei Flugzeugevakuierungen zunehmend zur Gefahr.
Warum versuchen so viele Menschen in einer Ausnahmesituation instinktiv, ihre Habseligkeiten zu retten, obwohl sie dadurch den eigenen Tod und den ihrer Mitreisenden riskieren? Warum hängen wir so sehr an unserem Besitz? Denken wir, dass unser Leben sinnlos wäre, wenn wir den Laptop, die Kamera und unsere Kleider verlieren würden? Sicher nicht. Nach was man aber in der Not greift, zeigt, um was man sich im Leben dreht. Es offenbart, was einem wirklich wichtig ist. Wir fühlen uns nackt und hilflos ohne unseren Besitz. Dabei muss jeder von uns, wenn es ans Sterben geht, ohnehin alles zurücklassen. Nach dem Tod geht es nicht mehr darum, was man alles hat oder nicht hat, sondern nur noch darum, wie man zu Gott steht. Klug ist der, der zu seinen Lebzeiten nicht Besitztümer anhäuft, sondern sich darauf vorbereitet, Gott zu begegnen.
Elisabeth Weise
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- Nach was greifen Sie in der Not?
- Wer Gott hat, kann nichts verlieren.
- 1. Mose 19,12-26