Montag, 07. Juli 2025: Ist »sich entschuldigen« kompliziert?, Epheser 4,32

Ich bin bei meinen Freunden Simon und Helena (Namen geändert) zu Besuch. Mit am Tisch sitzt auch ihre Tochter Celina (Name geändert). Wir reden über ihre Ehe. Des Öfteren ist sie angespannt. So darüber zu reden zeugt von Vertrauen: Das geht nur unter guten Freunden. Irgendwann sage ich: »Wenn es keine Vergebung gäbe, wäre unsere Ehe schon geschieden.« Ich frage Simon: »Entschuldigst du dich mal bei deiner Frau?« Die Antwort ist traurig. In der langjährigen Ehe kam das nur ganz vereinzelt vor. Ich frage Helena das Gleiche. Die Antwort: ein Kopfschütteln. Ich frage Celina: »Entschuldigen sich deine Eltern bei dir?« Ein empörtes »Nein« (fast so, als sei das so unmöglich wie absurd). Mein Fazit: »Ich würde mit keinem von euch verheiratet sein wollen!« (So kann man wirklich nur mit guten Freunden reden).

In den letzten Tagen muss ich immer wieder über das Gespräch nachdenken. In der Schule (ich arbeite als Lehrer) komme ich mit einigen Schülerinnen ins Gespräch. Ich frage sie: »Entschuldigen sich eure Eltern mal bei euch?« Fast wie aus der Pistole kommt ein »Nein«. »Wie wäre es für euch, wenn die das machen würden?« – »Das wär krass!« Warum ist es so kompliziert, sich zu entschuldigen? Das ist so unendlich traurig! Aber so realistisch.

Wie viel Schuld häufen wir in unseren Beziehungen an! Wie viele Scherbenhaufen gibt es! Wie viele Wunden sind nicht verheilt? Mein Stolz, meine Rechthaberei, meine Unversöhnlichkeit und mein Egoismus sind die Ursache! Wie würde mein Ehepartner reagieren, wenn ich mal um Entschuldigung bitten würde? Meine Kinder? Mein Nachbar? »Das wär krass!«

Und wie sieht es erst in der Beziehung zu Gott aus? Wann habe ich eigentlich das letzte Mal bei IHM um Vergebung gebeten?

Willi Dück

Sonntag, 06. Juli 2025: Der einsamste Baum der Welt, Psalm 1,3

Mitten in der Wüste Ténéré, in der Südsahara im Niger, wo es nur Sand, Steine und zeitweise Temperaturen von über 50 Grad Celsius gibt, stand vor einigen Jahren eine einsame Akazie. Es war der einzige Baum im Umkreis von mindestens 150 km. Die Einheimischen machten einen Bogen um den Baum, da es ihnen nicht geheuer vorkam, wie dieser Baum überleben konnte. Ein betrunkener Lkw-Fahrer soll, so erzählen manche, den Baum eines Abends im Jahr 1973 gerammt und somit gefällt haben. Andere gehen davon aus, dass er einem Wüstensturm zum Opfer gefallen ist.

Kommandant Michel Lesourd von der französischen Kolonialverwaltung wollte dem Geheimnis des Baumes im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen, da er dort eine Wasserquelle vermutete. Doch erst in 35 Metern Tiefe stießen die Arbeiter endlich auf Wasser. Zu ihrer Überraschung reichten die Wurzeln des Baums aber tatsächlich genauso tief in die Erde. Dies war das Geheimnis seiner Überlebenskunst.

Was für diesen Baum gilt, gilt auch für uns Menschen. Wir leben zuweilen in äußerst unwirtlichen Lebensumständen, die gekennzeichnet sein können durch Zukunftsängste, Krankheit, Mobbing oder Einsamkeit. Wie kann es da gelingen, gleichwohl nicht alle Hoffnung fahren zu lassen, sondern zu wachsen und sogar ein fruchtbares, erfülltes Leben zu führen? Wie der Baum benötigen wir eine Quelle, aus der unsere Lebenswurzeln Kraft für das Leben ziehen können. Im 4. Kapitel des Johannesevangeliums macht Jesus Christus einer Frau, die gerade aus einem Brunnen Wasser schöpfen möchte, deutlich, dass (nur) er diese lebendige Quelle ist. Doch um eine eigene Beziehung zu dieser Quelle »lebendigen Wassers« zu bekommen, muss jeder seine eigenen Wurzeln bis zu ihm ausstrecken und aus dieser Quelle trinken.

Bernhard Czech

Samstag, 05. Juli 2025: Born to be wild, Johannes 10,10

Es ist Samstagabend, und ein Mitspieler aus meiner Hobbyfußballrunde spielt heute mit seiner Band in einem nahe gelegenen Pub. Ich stehe also neben meinem Freund Herbert (Name geändert) im Pub. Herbert ist Rentner und liebt Rock‘n‘Roll. Er trägt ein kariertes Hemd zur Jeans und hält ein Bierglas in der Hand. Schließlich erklingt das Lied »Born to be wild«. Zu den Klängen der Band singt Herbert voller Begeisterung den krächzend gezogenen Refrain mit »Born to be wi-i-i-i-ld«! Er hat die Augen geschlossen und hält beide Hände samt Bierglas in die Höhe. Dieses Bild ist mir damals hängen geblieben.

Dieser Wunsch nach dem Ausbrechen aus dem Alltag ist vermutlich nicht ungewöhnlich. Etwas Besonderes zu erleben, Abenteuer zu suchen und dem Leben Qualität zu geben ist vermutlich für (fast) jeden Menschen wichtig. Doch nach jedem besonderen Moment und nach jedem Abenteuer folgt die Ernüchterung und der Wunsch nach einem neuen Erlebnis. Wann und wie bekommt unser Leben eine Qualität, die wir uns wünschen?

Jesus selbst sagt in Johannes 10,10, dass er auf die Welt gekommen ist um Leben im Überfluss zu geben. Vor und nach dieser Aussage stellt sich Jesus als der gute Hirte vor, also als derjenige, der sich um Menschen sorgt und ihre beste Versorgung will. Jesus kennt als unser Schöpfer unsere Bedürfnisse. Jesus will nicht nur unser Leben füllen, sondern verspricht im Tagesvers, dass er uns Überfluss geben möchte. Wir sind nicht »Born to be wild«, sondern geboren, um tagtäglich in der Gemeinschaft mit Jesus Christus ein Leben zu führen, das nicht von Highlights abhängig ist. Und das beginnt dann, wenn Jesus der Herr unseres Lebens wird, indem wir seine Ansprüche respektieren und ihm die Führung in allem überlassen.

Joachim Franz

Freitag, 04. Juli 2025: Winnie Puuhs Reise in den Süden, 5. Mose 31,8

Winnie Puuh ist ein kleiner Bär, der zusammen mit seinen Freunden tolle Abenteuer erlebt. Die Geschichte von der Reise in den Süden habe ich meinen Kindern oft als Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Sie handelt davon, dass Winnie und sein Freund Ferkel die Schwalben beobachten, die während des Winters in den Süden fliegen. Diese Idee finden die beiden so gut, dass sie ebenfalls in den Süden wandern möchten. Zusammen mit ihren Freunden Tigger, Kanga, Ruh, Rabbit und Eule laufen sie los. Jeder nimmt nur ein Gepäckstück mit, das für ihn am wichtigsten ist, für Winnie ist das natürlich sein geliebter Honigtopf. Die Freunde kommen in Gegenden, in denen sie noch nie zuvor waren, und als ihnen kalt wird, merken sie, dass sie falsch gelaufen sind: statt Richtung Süden sind sie in Richtung Nordpol unterwegs! Sofort drehen sie um und laufen schnellstens in die richtige Richtung.

Wir alle sind auf einer Reise, unserer Lebensreise. Auch in unserem Leben kommt es manchmal vor, dass wir in die falsche Richtung gehen. Oft realisieren wir das erst, wenn alles schiefgeht und uns nichts richtig gelingen will. Wenn wir bisher ohne Gott gelebt haben, dann ruft er uns zur Umkehr und einem Neubeginn auf.

Auf unserer Reise haben wir ebenfalls Weggefährten, manche für länger, manche nur für ein kurzes Stück. Wenn wir Gott zu unserem Ziel machen, dann gibt es jemanden, der immer an unserer Seite ist und unseren Lebensweg zusammen mit uns geht. Das ist Jesus Christus. Er hilft uns, unser Gepäck zu tragen, und er ist für uns da. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Durch Weggefährten, durch ein Hinweisschild oder durch Ermutigungen aus seinem Wort, der Bibel. Er selbst wird auch dafür sorgen, dass wir sicher am Ziel ankommen.

Judith Zall

Donnerstag, 03. Juli 2025: Unglaublich – großartig – überwältigend!, Hebräer 11,3

Das gegenwärtige, wissenschaftlich »belegte« Weltbild beschreibt den Anfang des Universums mit dem sogenannten Urknall, mit dem aus dem Nichts alles entstanden sei. All die Galaxien mit ihren Sternen, dunkler Materie, schwarzen Löchern, unser Sonnensystem, unsere Erde mit all ihren Lebewesen und nicht zuletzt auch wir Menschen. Unglaublich, nicht wahr?

Die Bibel bezeugt uns Gott als den Schöpfer aller Dinge. Im Johannesevangelium wird das so beschrieben: »Im Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott. Von Anfang an war es bei Gott. Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht« (Johannes 1,1-3). Und dieses Wort Gottes, durch das alles, was wir sehen, entstanden ist, wird in diesem Evangelium auf Jesus Christus bezogen – den Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. Das ist doch großartig, nicht wahr?

Wenn wir nun diesen Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, kennen lernen wollen brauchen wir nur die Bibel zu lesen. Die vier Evangelien im Neuen Testament beschreiben uns das Leben und Wirken von Jesus Christus. Er zeigt uns den Weg zurück von unseren Irrwegen zu Gott, dem Vater. Diese vier Evangelien bezeugen auch, dass Gott uns liebt und uns seine Liebe auch bewiesen hat: »Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht ins Verderben geht, sondern ewiges Leben hat« (Johannes 3,16). Überwältigend, nicht wahr?

Was fehlt jetzt noch? Der persönliche Glaube, von dem unser Tagesvers spricht. Dieser Glaube führt zum Verstehen dessen, was die Bibel uns über den Anfang unserer »Welten« offenbart. Und wie finden wir diesen Glauben? Er entsteht durch den Herzensentschluss, dem, der sich uns in der Bibel offenbart, bedingungslos zu vertrauen.

Martin Grunder

© 2022 – Evangelische Muttergemeinde A.B. Neukematen | Impressum | Datenschutzerklärung | Login