Mittwoch, 21. April 2021: Alle Räder stehen still …

Es ist ein Zitat aus meiner Schulzeit, an das ich mich noch gut erinnere. Meine Geschichtslehrerin hat es immer wieder in den Unterricht eingebracht, um die Macht der Masse des ‚kleinen Mannes‘ zu veranschaulichen: »Alle Ränder stehen still, wenn dein starker Arm es will.« Eigentlich stammt dieser Satz aus dem Bundeslied der sozialdemokratischen Partei, als diese 1863 gegründet wurde. Die Zeilen sollten den einfachen Arbeitern bewusst machen: Wenn ihr zusammenhaltet, seid ihr als Masse stärker als »die da oben«. Wenn die einfachen Arbeiter streiken, stehen alle Räder der Wirtschaft still. Dann ist alles lahm gelegt.
April 2020. Gerade erleben wir auch, dass »alle Räder stillstehen«. Doch nicht wegen eines Aufstandes der Arbeiterklasse oder weil irgendein Mensch dazu aufgerufen hat. Nein, ein kleines Virus und seine rasante Ausbreitung haben bewirkt, dass alles stillsteht. Schulen und Läden sind geschlossen. Gaststätten und Spielplätze sind leer. Die meisten Menschen arbeiten von zuhause aus. Wir erleben eine Situation, in der wir noch nie waren und die wir uns niemals vorstellen konnten. Wie konnte das geschehen? Wo sind unsere Sicherheiten geblieben? Wir haben unsere Welt so gut aufgebaut, dass alles funktionierte. Und nun kommt ein kleines Virus mit seinem »starken Arm«, und alles steht still.
Es ist erschütternd, wie unsicher unsere Sicherheiten sind. Worauf kann man sich denn überhaupt noch verlassen? Wir können uns auf den verlassen, der wirklich stark ist. Er steht über allem, er lenkt alles und hat alles in der Hand. Gott – er hat mit starkem Arm die Welt erschaffen und ist immer noch bereit, mit starkem Arm einzugreifen. Auch in mein und Ihr Leben!

Michaja Franz


Frage
Was gibt Ihnen in erschütterten Zeiten Sicherheit?
Tipp
Wenden Sie sich auf der Suche nach Sicherheit an denjenigen, der echte Sicherheit zu bieten hat!
Bibellese
5. Mose 7,9-26

Dienstag, 20. April 2021: Jedem das Seine bewahren!

Eine sehr kluge Frau sagte einmal: »Freiheit ist die Freiheit des anderen.« Um das zu verstehen, muss man sich die ideale Gesellschaft wie ein Schachbrett vorstellen, auf dem jede Figur ein ganzes Feld für sich allein hat, sei es ein Bauer oder der König. Leider gibt es diese ideale Gesellschaft schon lange nicht mehr, weil die Starken und Durchsetzungsfähigen schon früh in der Menschheitsgeschichte in die »Felder der Waisen« eingedrungen sind, um sich auf deren Kosten zu bereichern, wie unser Tagesvers es eigentlich verbietet.
Wahre, wirklich nachhaltige Freiheit bedeutet also nicht, dass jeder machen darf, wozu er in der Lage ist, sondern dass das Recht des Nächsten respektiert wird, auch wenn der es selbst nicht verteidigen kann. Die Kommunisten hatten ja dieses Ideal auf ihre Fahnen geschrieben, nur mussten sie feststellen, dass sie die dafür nötige Gesinnung in den von ihnen beherrschten Leuten nicht herstellen konnten, selbst wenn sie es mit Gewalt durchzusetzen versuchten. Macht- und Geldgier haben es stets zu verhindern gewusst.
Unser Tagesvers ist aber ein göttliches Gebot. Wenn wir es übertreten, bekommen wir es mit dem zu tun, der sich selbst »Vater der Witwen und Waisen« nennt. Es mag ein ganzes Leben lang so aussehen, als ob die Unterdrücker ungeschoren davonkommen; aber eines Tages werden wir uns alle vor Gott verantworten müssen. Da wäre es doch klug, schon heute Frieden mit ihm zu schließen und dann auch seine Schutzbefohlenen nicht zu bedrängen. Das sind aber nicht nur die »Witwen und Waisen«, sondern auch alle anderen Schwächeren, mit denen wir es täglich in der Familie oder auf dem Arbeitsplatz zu tun haben.

Hermann Grabe
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Frage
An wen denken Sie nun gerade in diesem Zusammenhang?
Tipp
Lassen Sie ihm oder ihr die Freiheit, die sie brauchen!
Bibellese
Hiob 29,12-25

Montag, 19. April 2021: Im Gewissensgefängnis

Es fühlt sich bedrückend an, wie ein starrer, verurteilender Blick. Wie ein nicht enden wollendes Verhör. Wie ein Fahnder, der einen im eigenen Kopf verfolgt. Irgendwie ungreifbar und doch ganz nah hallt ständig diese leise Stimme in uns nach: »Das musst du in Ordnung bringen!«
Obwohl wir Menschen so unterschiedlich sein können, kennen wir alle dieses Gefühl. Ich rede vom schlechten Gewissen. Sicherlich hat der eine ein feines, der andere eher ein grobmaschiges, was einiges durchgehen lässt. Und wieder ein anderer hat das Gewissen durch ständiges Betätigen des inneren Not-Aus-Schalters fast gänzlich zum Schweigen gebracht. Dennoch bleibt sie da, diese mahnende und gebietende innere Stimme. Sie zeigt an: Man genügt nicht dem Standard, den man für »Richtig« und »Falsch« angesetzt hat; und noch viel weniger dem Maßstab, den ein vollkommener Gott ansetzt. Das Gewissen ist Gottes Alarmsirene in unseren Herzen.
Wenn man es nicht schafft, das Gewissen zu betäuben, muss man es beruhigen. Darum geht es oft bei den Weltreligionen: Man muss einen gewissen Standard erfüllen, um das innere Gewissen zur Ruhe zu bringen. Doch es bleibt immer der nagende Restzweifel: »Reicht das?« Die unglaublich froh machende Botschaft der Bibel ist: Das anklagende Gewissen kann zur Ruhe kommen. Man kann Gewissheit haben, von Gott angenommen zu sein. Nicht, indem man die getane Schuld abbüßt und mit guten Taten aufwiegt. Nein: Jesus Christus hat an unserer Stelle diese Schuld getragen und durch seinen Tod am Kreuz bezahlt. Ich darf endlich frei werden von dieser inneren Unruhe, nicht gut genug zu sein vor Gott. Jesus ist genug vor Gott. Und diese Befreiung erfahren alle, die Jesus Christus glauben. Das ist ein einzigartiges Geschenk.

Jan Klein
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Frage
Wann hat Ihr Gewissen zuletzt deutlich angeschlagen?
Tipp
Hören Sie auf diese innere Stimme! Gott hat Ihnen damit etwas zu sagen.
Bibellese
Psalm 32

Sonntag, 18. April 2021: Kann man wirklich der Bibel vertrauen?

Auf dem Reichstag zu Worms heute vor 500 Jahren hielt Martin Luther seine bekannte Rede, in der er sich weigerte zu widerrufen – es sei denn, er werde durch »Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe« von der Unhaltbarkeit seiner Positionen überzeugt.
Was Luther dazu brachte, sein Leben zu riskieren, war ein tatsächliches, völliges Vertrauen in Gottes Wort, die Bibel. Er tat dies nicht aus reiner Ehrfurcht vor einem Dokument, sondern aus persönlicher Überzeugung. Denn er hatte im Ringen um Wahrheit Gottes Wort immer wieder studiert, genau untersucht und bedacht, bis er Antworten auf seine Fragen bekam, z. B. auf diese: Wie kann ein Mensch gerecht werden vor Gott? Die Antwort: durch Christus allein! Wenn ihm nun jemand kam und ihm das Denken und Reden nach seiner Erkenntnis verbieten wollte, dann würde er das nur gestatten, wenn man dies von der Bibel her klar und vernünftig begründen könnte. Andernfalls blieb er dabei, denn er wusste und fühlte sich vom Heiligen Geist – in Übereinstimmung mit der Bibel – von der Wahrheit überzeugt. Das war ein so festes und sicheres Fundament, wie er es nie zuvor in seinem Leben erfahren hatte. Das war ihm mehr wert als alle Autorität der Kirche und ihrer Lehrer.
Seit Luther haben unzählige Christen die gleiche Erfahrung gemacht. Ihr Glaube an Jesus Christus ruht auf einem sicheren Fundament, das allen Angriffen auf seine Wahrheit und Gültigkeit standgehalten hat. Jeder kann sich auf dieses Fundament stellen, aber dazu muss er die Bibel aufschlagen und darin zu lesen beginnen. Je intensiver und gewissenhafter er das tut, desto überzeugter wird er von der Wahrheit, die in ihr zu finden ist, denn vor allem bezeugt sie uns Jesus, zu dem nur sie eine bleibende und ewige Verbindung knüpfen kann.

Joachim Pletsch
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Frage
Von wem oder was sind Sie überzeugt?
Tipp
Ein wirkliches Fundament für den Glauben findet man nur in der Bibel.
Bibellese
Apostelgeschichte 26,19-29

Samstag, 17. April 2021: Eine kurze Palindrom-Predigt

Man findet die frühchristliche Inschrift auf Brunnen, Bassins und Bottichen: Νίψον ἀνομήματα, μὴ μόναν ὄψιν (Nipson anomemata, me monan opsin). Auch an Trinkbrunnen und Taufbecken bei der Kirche Hagia Sophia in Konstantinopel. Übersetzt ins Deutsche lauten die Worte: Die Sünden abwaschen – nicht nur das Gesicht! Das Kuriose: Dieser Satz lässt sich vorwärts und rückwärts lesen! Er ist also ein sogenanntes Palindrom.
Auch im Deutschen kennen wir solche originellen Satzgebilde: Die Liebe ist Sieger; stets rege ist sie bei Leid. Oder: Ein Esel lese nie. … Reit nie ein Tier! Etwas einfacher ist diese Spiegelachse bei kurzen Worten zu erkennen: Retter; Rotor; Rentner; Reittier oder Marktkram. Scherzhaft sagte mal ein Engländer: Als Eva geschaffen und zu ihrem Mann gebracht wurde, stellte der sich mit den Worten vor: »Madam, I’m Adam!« Dieser Satz reimt sich nicht nur – er ist zugleich ein Palindrom.
Doch bei aller Originalität wollen wir noch mal auf die griechische Inschrift zurückkommen: Wasche deine Sünden ab, nicht nur dein Gesicht! Gottes Wort, die Bibel, ist wie ein Spiegel: Dabei zeigt sie uns nicht unsere äußere Beschaffenheit, sondern möchte unseren inneren Zustand offenlegen. Dieser Satz fordert den Leser auf, sich nicht nur äußerlich zu waschen, sondern auch sein Innenleben nicht zu vernachlässigen.
In seinem Brief mahnt Jakobus: »Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen! Denn wer sich Gottes Botschaft zwar anhört, aber nicht danach handelt, gleicht jemand, der sein Gesicht im Spiegel betrachtet und der, nachdem er sich betrachtet hat, weggeht und sofort wieder vergisst, wie er ausgesehen hat« (Jakobus 1,23-24, NGÜ).

Andreas Fett
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Frage
»Was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!« (Apostelgeschichte 22,16)
Tipp
»Das Leben wird immer vorwärts gelebt und rückwärts verstanden« (Selma Lagerlöf)
Bibellese
Johannes 13,1-17

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