Freitag, 25. März 2022: Die Tür ist offen

Vor Jahren hospitierte ich in einer Justizvollzugsanstalt. Ich kann mich gut an das mulmige Gefühl erinnern, als sich die Gefängnistore hinter mir schlossen. Ich musste alles abgeben, mein Handy usw. Dann wurde ich zu meinem Ausbilder gebracht. Der gab mir etwas sehr Wichtiges: den sogenannten »Durchgänger«. Denn anders als die Gefangenen durfte ich mich frei bewegen. Dort, wo Türen waren, hatte ich nun den passenden Schlüssel. Ich musste nicht warten, bis mir jemand öffnete.

Bei den Gefangenen ist das anders. Wenn sie auf dem Weg zur Dusche oder zum Arzt eine Tür passieren wollen, müssen sie warten, bis sie jemand durchlässt. Für sie ist jede Tür zunächst einmal verschlossen. Diese Erfahrungen teilte ich mit jemandem, der als Zahnarzt zeitweise in der JVA gearbeitet hatte. Die Tür zu seinem Behandlungszimmer war in der Regel geschlossen, aber nie verschlossen. Ein Gefangener, der zum Zahnarzt wollte, konnte diese Tür ohne Weiteres alleine öffnen und eintreten, um seine Zahnschmerzen loszuwerden. Allerdings hatte sich, so erzählte der Zahnarzt, die Realität der verschlossenen Türen so im Verhalten seiner Patienten eingebrannt, dass diese oft vor der – unverschlossenen – Tür warteten und sogar trotz Aufforderung (»Herein«) erst eintraten, wenn man ihnen die Tür persönlich öffnete. Verrückt, oder?

Mit dem Glauben an Jesus Christus ist es ähnlich. Wir Menschen befinden uns natürlicherweise in einem Gefängnis, dem der Sünde. Die Tür zu Gott ist daher an sich für uns verschlossen. In Jesus Christus haben wir aber eine offene Tür zu Gott, weil er die Schuld der Menschen beglichen hat. Allerdings muss ich durch diese offene Tür auch eintreten, sonst kann ich Gott nicht erreichen.

Markus Majonica
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Gott beschreiben: geschlossene oder offene Tür?
Tipp
Heute sollten wir durch die geöffnete Tür zu Gott vortreten.
Bibellese
Apostelgeschichte 14,27-15,19

Donnerstag, 24. März 2022: Teurer Stillstand

Letztes Jahr um diese Zeit war eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt eine Woche lang blockiert. Ein 400 Meter langes und 59 Meter breites Containerschiff mit Namen »Ever Given« hatte sich im Suezkanal quergestellt und war auf Grund gelaufen. In den darauf folgenden Tagen stauten sich vor beiden Einfahrten mehr als 400 Schiffe, die Tausende Tiere transportierten, verderbliche Lebensmittel, Computerteile, Rohstoffe; u. a. 25 Öltanker lagen an den überfüllten Ankerplätzen fest. Lieferengpässe und steigende Preise waren die Folge. Das Unglück kostete die weltweit betroffenen Unternehmen 400 Millionen Dollar – und zwar pro Stunde! Immerhin werden durch den Suezkanal etwa 30 Prozent des internationalen Containervolumens verschifft.

Bei uns sitzt manchmal etwas quer, was die Verbindung zu dem Geber aller guten Gaben beeinträchtigt. Gottvertrauen fällt schwer. Gebete scheinen nicht durchzudringen. Mancher meint gar, dass Gott ihm noch nie »jemals etwas gegeben« (= »Ever Given«) hat. Ein Grund kann unser vollgestopfter Alltag sein. Oder unsere Erwartungslosigkeit gegenüber Gott. Oft ist es unser Dickkopf: Da hat Gott uns klargemacht, dass wir etwas tun oder auch nicht tun sollen – und dann tun wir es doch nicht oder lassen bestimmte Sachen nicht.

Sollten Sie sich hier ertappt fühlen, dann bitten Sie Jesus Christus um Vergebung! Warten Sie nicht damit! Sechs Tage hatte die Blockade im Sueskanal gedauert, bis die »Ever Given« freigelegt werden konnte und der Kanal wieder befahrbar war. Wie viele Tage (oder Jahre?) sind es schon bei Ihnen? Fest steht, dass jeder Tag ohne die Gaben und »Güter«, die Gott uns so gerne zukommen lassen will, ein enormer Verlust ist.

Markus Wäsch


Frage
Können Sie mögliche Gründe für eine in der Andacht beschriebene Blockade benennen?
Tipp
Lassen Sie den »Kanal« zu Gott von Jesus »freischleppen«!
Bibellese
Psalm 66

Mittwoch, 23. März 2022: Errungenschaften versus Errettung

Der Thunderbird war sein Traumauto. Übrig blieb davon nur Schutt und Asche. Beim Brand eines Garagen-Komplexes waren am 23. März 2021 in Dorsten (NRW) mehrere wertvolle Autos und Wohnmobile zerstört worden.

Für Michael G. (61) ein Desaster. Sein Oldtimer, ein Ford Thunderbird, Baujahr 1956, stand in einer der Hallen. Der Presse gegenüber beklagte der Autoliebhaber: »Der Wagen war unglaublich schön und top restauriert. Ich habe ihn mir vom Geld aus der Lebensversicherung gegönnt. Einen vergleichbar gut erhaltenen Wagen werde ich nicht mehr finden.« Dabei war G. noch rechtzeitig am Unglücksort angekommen; Freunde hatten ihn informiert. »Als ich da war, schlugen die Flammen aus den hinteren Garagen, aus meiner aber noch nicht. Ich flehte die Feuerwehrleute an, dass ich den Wagen herausholen darf. Doch sie erlaubten es mir nicht, weil die Gefahr explodierender Gasflaschen zu groß war.« So musste Michael G. mit ansehen, wie sein creme-weißes Cabriolet in Flammen aufging.

Nichts in dieser Welt hat bleibenden Wert. Wer daher seine Errungenschaften wichtiger nimmt als seine Errettung, wird am Ende mit leeren Händen dastehen. Kein Auto, kein Haus, keinen Cent können wir mitnehmen, wenn wir sterben. Am Rande der Beisetzung eines reichen Fabrikanten wurde gefragt: »Wie viel hat er hinterlassen?« Einer der Anwesenden antwortete treffend: »Alles.« Wenn wir also alles Materielle allenfalls für eine überschaubare Zeit besitzen, warum bewegt es dann die meisten Menschen mehr als Gott und sein ewiges Reich? Am Ende unseres Lebens wird nicht überprüft werden, ob wir unsere Besitztümer in Ordnung gehalten haben, sondern ob die Mitte unseres Lebens der Herr und Retter Jesus Christus war.

Markus Wäsch


Frage
Wenn man in Ihr Herz hineinschauen könnte, was würde man dort sehen?
Tipp
»Denn euer Herz wird immer dort sein, wo ihr euren Schatz habt« (Lukas 12,34).
Bibellese
2. Korinther 5,1-10

Dienstag, 22. März 2022: Diagnose

Maria aus Penzlin hatte vom Arzt die Diagnose bekommen: Krebs! Sie sollte noch etwa fünf Monate leben. Nach einigen Operationen und einer ersten Chemotherapie befand sie sich nun in der Reha. Dort lernte sie eine Leidensgenossin kennen, die ihr Vertrauen auf Gott setzte. »Meinst du nicht, dass Beten jetzt helfen würde?«, wurde sie gefragt. »Warum beten?«, antwortete Maria. »Es gibt keinen Gott, der mir helfen könnte.«

Martin Luther sagte einmal: »Ganz gewiss muss ein Mensch an sich selbst verzweifeln, um für den Empfang der Gnade Christi bereitet zu werden.« Das Grundproblem des Menschen hat sich seit der Reformation in keiner Weise verändert. Daher ist auch im 21. Jahrhundert den Menschen nach Zwingli »ununterbrochen einzubläuen, dass Reue, Missfallen und Scham über uns selbst nötig sind, um zur wahren Selbsterkenntnis, damit zur Gotteserkenntnis und schließlich zur Bekehrung zu kommen«.

Gott ist nicht dafür zuständig, unser Ego aufzupolieren, sondern er will uns aus unserer Rebellion und Gottlosigkeit herausholen und uns mit sich selbst versöhnen. Er will aus Feinden Freunde machen, aus Sündern Heilige, aus Fernen Nahe und aus Toten Lebendige! Gott möchte uns mit sich selbst versöhnen!

Wir sind »säkularisiert«, wir haben Gott aus unserem Alltag weitgehend verbannt. Er spielt in unserem Denken bis auf wenige Ausnahmen keine Rolle mehr! Schade eigentlich. Denn der Weltenlenker, der Schöpfer und Planer unseres Lebens hat Gedanken des Friedens mit uns. Wie gut wäre es für uns, wenn wir ihn doch wieder erkennen würden! Das würde uns stark machen! Und auch von manchem, an dem wir leiden, heilen.

Peter Lüling
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Zu wem gehen wir, wenn wir in einer echten Lebenskrise stecken?
Tipp
Gott ist nur ein Gebet weit entfernt.
Bibellese
Psalm 17

Montag, 21. März 2022: Noahs Ärger

Unser kleiner Pflegesohn kam eines Tages ganz glücklich von der Schule nach Hause. Er war zum Klassensprecher gewählt worden und sehr stolz darauf. Doch schon am nächsten Tag sagte er frustriert: »Es ist echt schwer, ein Klassensprecher zu sein!« Ich fragte: »Warum denn?« Da brach es aus ihm heraus: »Ich musste ständig Streit schlichten! Ein Junge sagte sogar zu mir: ›Ich hasse dich!‹ Und dann beschimpfte er mich als Affen. Das ist so ungerecht!«

Abends war seine Sicherung völlig durchgebrannt. Seine Pflegeschwester hatte gegen die Flasche gehauen, die er gerade trank, und ihm damit wehgetan. Er wurde richtig zornig, es war ein schlimmer Tag gewesen. Ich versuchte, ihn zu trösten. »Lass uns das Vaterunser beten«, schlug ich ihm vor. »Nein!«, sagte er entschieden. »Ich weiß schon, warum du das willst. Wegen dem Verzeihen. Aber ich will nicht verzeihen!« Wütend lief er auf seine Schwester zu und warf sie auf den Boden. Was natürlich alles nur noch schlimmer machte.

Ja, Vergebung ist eine Herausforderung. Sie ist keine natürliche Reaktion, weder für Kinder noch für Erwachsene. Wie schwer fällt es uns, unserem Nächsten all die Ärgernisse, die sich am Tage so ansammeln, zu vergeben! Aber nicht umsonst steht diese Zeile im Vaterunser. Vergebung ist wichtig. Ohne sie machen sich Bitterkeit und Zorn in unserem Herzen breit. Ein Mensch, der nicht vergibt, kann nur unglücklich werden. Jemand sagte einmal: »Vergeben heißt, die Gefangenen freizulassen – und dann zu entdecken, dass ich der Gefangene war.«

Die größte Motivation zur Vergebung ist allerdings, wenn man sich bewusst ist, dass man selbst Vergebung nötig hat. Denn wo wären wir, wenn Gott uns nicht seine Vergebung anbieten würde?

Anna Schulz
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Hegen Sie Groll gegen Ihren Nächsten im Herzen?
Tipp
Man vergibt nicht, indem man vergisst. Man vergisst, indem man vergibt.
Bibellese
Matthäus 6,5-15

© 2022 – Evangelische Muttergemeinde A.B. Neukematen | Impressum | Datenschutzerklärung | Login