Montag, 20. Oktober 2025: »Voll übertrieben«?, 1. Könige 3,4

»Das ist voll übertrieben!« Eine Schülerin hatte sich ziemlich respektlos gegenüber ihrer Lehrerin verhalten. Als Klassenlehrer habe ich dann mit ihr gesprochen und ihr die weiteren Konsequenzen erklärt, die sie aber für »voll übertrieben« hielt.

Das Wort »übertrieben« wird von vielen Schülern verwendet, wenn etwas besonders gut ist. Aber sie nutzen es auch als abfällige Bewertung gegenüber Eltern oder Lehrern. Sicherlich kennen Sie auch Situationen, wo Sie etwas als übertrieben empfunden haben, sei es der Nachbar mit seiner »übertriebenen« Beschwerde oder ein »übertrieben« hohes Bußgeld.

Kurze Zeit nach meinem Gespräch mit der Schülerin habe ich den obenstehenden Vers aus der Bibel gelesen. Im Alten Testament mussten Menschen als »Bezahlung« für ihre Schuld ein Opfer bringen. Dieses Opfer bestand in der Regel darin, dass ein Tier geschlachtet und verbrannt wurde. In 1. Könige 3,4 wird nun geschildert, dass der König Salomo aus Dank gegenüber Gott die riesige Menge von tausend Tieren opferte. Für unser Empfinden ist das sicher »voll übertrieben«. So viele unschuldige Tiere sind gestorben! Bemerkenswert ist jedoch, dass die Bibel noch von einem weitaus größeren Opfer erzählt.

Als es um die Bezahlung meiner und Ihrer Schuld und Sünde ging, hat Gott selbst für ein Opfer gesorgt. Sein Sohn Jesus Christus hat freiwillig sein Leben für uns geopfert. Jesus Christus ist der einzige Mensch, der ein völlig perfektes Leben gelebt hat. Daher hätte er nicht sterben müssen. Aber er gab sein Leben hin, um uns zu retten. Das war nicht »voll übertrieben«, sondern die einzige Möglichkeit, wie sündige Menschen mit einem heiligen Gott versöhnt werden konnten. Daran zu glauben ist das Beste, was es gibt – und auch das ist jetzt nicht »voll übertrieben«!

Joachim Franz

Sonntag, 19. Oktober 2025: Das Sühnekreuz, 1. Johannes 2,2

Wenige Hundert Meter von unserem Haus entfernt steht ein sogenanntes »Sühnekreuz« aus Tuffstein. Vermutlich stammt es aus der Zeit vor der Einführung der Constitutio Criminalis Carolina, des ersten deutschen Strafgesetzbuches, durch Kaiser Karl V. im Jahr 1532. Damals war es üblich, die Strafen für Mord und Totschlag in privatrechtlichen Sühneverträgen festzulegen. In einem Dokument aus dem fränkischen Weikersheim zum Beispiel einigten sich die Eltern eines Ermordeten mit dem Täter auf folgende Wiedergutmachung: die Errichtung eines Sühnekreuzes, eine Heilige Messe mit zwei Priestern, zehn Pfund Wachs für Kerzen, 45 Gulden für Spesen und Schadenersatz, je ein Paar Hosen für die Schiedsleute, den Amtmann und den Vogt sowie zwei Eimer Wein für die Gefolgschaft beider Parteien. Nach der Aushändigung dieser Sühnegaben musste der Mörder eine Blutrache der Gegenpartei nicht mehr fürchten. Sein Gewissen vor Gott konnten sie freilich nicht reinigen.

Das ist auch heute noch so. Keine »Sühne« unsererseits kann unser Gewissen vor Gott reinigen. Das kann nur Jesus Christus. Der Apostel Johannes sagt: »Er ist die Sühnung für unsere Sünden« (1. Johannes 2,2). Ähnlich wie auf manchen Sühnekreuzen ein Abbild der Tatwaffe angebracht ist, wurde der »Schuldschein …, der gegen uns war«, mit Jesus ans Kreuz genagelt (vgl. Kolosser 2,14). Für diejenigen, die sein stellvertretendes Opfer für sich persönlich in Anspruch nehmen, gilt die Einladung: »Deshalb wollen wir mit ungeteilter Hingabe und voller Vertrauen und Zuversicht vor Gott treten. Wir sind ja in unserem Innersten mit dem Blut Jesu besprengt und dadurch von unserem schuldbeladenen Gewissen befreit; wir sind – bildlich gesprochen – am ganzen Körper mit reinem Wasser gewaschen« (Hebräer 10,22).

Peter Güthler

Samstag, 18. Oktober 2025: Genialer Wohnungsbau, Johannes 14,2

Blicken wir uns einmal in der Tierwelt um, dann finden wir dort äußerst geniale Wohnstätten vor. Die Wasserspinne z. B. setzt einen raffinierten Taucherglocken-Trick ein, um in der Unterwasserwelt leben zu können. Die Luft zum Atmen hält sie unter einem Baldachin aus Spinnfäden gefangen. Diesen befüllt sie durch gelegentliches Luftschöpfen an der Wasseroberfläche.

Die Behausungen von Hornissen erinnern an ein Papierschloss. Auch die Wasserburgen der Biber oder die Baumhöhlen der Spechte sind Meisterwerke tierischer Baukunst. Aber auch Insekten sind wahre Baumeister. Termiten können bis zu sieben Meter hohe Türme bauen. Die aus Erde, Sand oder Lehm gefertigten Hochhäuser haben zudem noch ein großes unterirdisches Gewölbe. Das eingebaute Belüftungssystem sorgt für eine perfekte Klimatisierung, die kein Klimatechniker besser projektieren könnte. Die Tiere vermögen zu graben, zu weben, zu mauern, um ihre Unterkünfte zu gestalten. Ihre Nester, Höhlen und unterirdischen Gänge schützen vor Feinden, vor Kälte oder vor Hitze und sind zugleich sichere Orte, um den Nachwuchs aufzuziehen.

Dies sind Paradebeispiele aus der Ideensammlung des Schöpfers. In Johannes 14,2-3 spricht Jesus von jenen himmlischen Wohnungen, die er für solche zubereitet, die ihn als ihren Retter annehmen und ihm nachfolgen. Diese Unterkünfte sind aus einem Baumaterial gefertigt, das nie vergeht. Alles ist ewig haltbar. Reparaturen sind nie erforderlich. Jede Wohnung wird den allerhöchsten Ansprüchen an Komfort und Wohlgefühl genügen. Es gibt nichts daran zu verbessern, denn ihr Architekt ist Jesus, der allmächtige und allwissende Urheber. Das Schönste: Seine Leute werden ewig in seiner Gegenwart leben dürfen.

Werner Gitt

Freitag, 17. Oktober 2025: Freude im Leid – aus dem Leben von Johannes Falk (2), Philipper 4,4-5

Der »Weimarer Waisenvater« Johannes Daniel Falk, der zum Vorbild zahlreicher Pädagogen avancierte, wurde neben seiner sozialen Arbeit auch als Liederdichter populär. Von ihm stammt nämlich das bekannte deutsche Weihnachtslied »O du fröhliche«. Dieses Lied komponierte Falk um das Jahr 1815 herum für seine Waisenkinder, von denen er inzwischen ungefähr 500 bei sich aufgenommen hatte. Das Lied sollte den Kindern die Grundlagen des christlichen Glaubens näherbringen und Weihnachten, Ostern und Pfingsten miteinander verbinden. Das Thema des Liedes ist, dass Gottes Liebe uns trotz aller Traurigkeit und Not Grund zur Freude schenkt: »Welt ging verloren, / Christ ist geboren, / freue dich, o Christenheit.« Grundlage für diese Freude ist, dass Jesus mit seiner Auferstehung den Tod überwunden hat: »Welt liegt in Banden, / Christ ist erstanden.«

Heute singen wir nur noch die erste Strophe nach dem ursprünglichen Text. Die zwei weiteren Strophen wurden von Heinrich Holzschuher 1829 umgeschrieben und »O du fröhliche« somit gänzlich in ein Weihnachtslied umgewandelt.

Johannes Falk lebte in einer schweren Zeit, er erlebte Krankheit, Hunger und Krieg. Bemerkenswert ist, dass er trotz vieler Schicksalsschläge über die Freude in Jesus Christus singen und schreiben konnte. Er erlebte, wie Gott ihm ein fester Halt war und ihm die nötige Kraft gab, seine schwere Aufgabe als Vater für so viele Waisenkinder zu erfüllen. Er kannte eine Freude, die unabhängig von äußeren Umständen ist, weil Jesus Christus der unveränderliche Mittelpunkt seines Lebens war. Das schwergeprüfte, aber dennoch reich erfüllte Leben Falks endete verhältnismäßig früh mit 58 Jahren durch eine Blutvergiftung. Sein Vorbild wirkte jedoch nach.

Daniela Bernhard

Donnerstag, 16. Oktober 2025: Welthungerhilfe, 1. Mose 41,57

Nach Angaben der Welthungerhilfe leiden derzeit rund 735 Millionen Menschen an Hunger. Hunger betrifft damit jeden elften Menschen weltweit. In unserer Lebenswirklichkeit erscheint Hunger eher weit weg. Tatsächlich sind vor allem Länder in Afrika betroffen, wie z. B. der Kongo, Lesotho oder Madagaskar. Doch das Hungerproblem bleibt – losgelöst von der Verantwortung jedes Menschen und jedes Landes, dem es gut geht – nicht nur bestimmten Krisenregionen vorbehalten. Wenn der Leidensdruck der Hungernden groß genug wird, dann verlassen sie ihre Heimat, um woanders die Lösung ihres Hungerproblems zu finden.

Bereits zu biblischen Zeiten gab es solche Hungersnöte, die weitreichende Folgen hatten. So war es zur Zeit Josephs. Er war ein Israelit, einer der Söhne Isaaks. Seine älteren Brüder hatten ihn aus Neid als Sklaven verkauft. Auf diese Weise war er nach Ägypten gekommen. Dort war er stets dadurch aufgefallen, dass er sein Leben nach Gott ausrichtete. Das bewahrte ihn zwar nicht vor Krisen, aber Gott hatte ihn dazu bestimmt, für eine drohende große Hungersnot vorzusorgen. Das machte er so gut, dass nun, in der Krise, alle Welt zu ihm nach Ägypten kam, um dort Getreide zu kaufen – sogar seine eigenen Brüder.

Hunger ist eben ein immenser Antrieb. Er bewirkt, dass Menschen sich auf den Weg machen, um diesen zu stillen. Doch neben dem Hunger nach Brot gibt es auch einen Hunger nach Gerechtigkeit. Dieser entfaltet sich zum Beispiel, wenn man seine eigene Ungerechtigkeit erkennt und sich danach sehnt, gerecht zu werden. Auch insoweit ist der Hunger groß in allen Landen. Um diesen Hunger nach Gerechtigkeit zu stillen, muss man aber nicht zu Joseph nach Ägypten ziehen: Man darf – von überall her – zu Jesus Christus kommen.

Markus Majonica

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