Freitag, 14. Mai 2021: Freie Zeit

Außerhalb des jüdisch-christlichen Einflusses besteht die Arbeitswoche für arme Leute, besonders für Hilfsarbeiter, Tagelöhner und Gelegenheitsjobber, aus sieben Arbeitstagen. Sie müssen ununterbrochen arbeiten, bis der Tod sie erlöst. Schon im Alten Testament sollten nicht nur die Herren am siebten Tag ruhen, sondern auch ihre Knechte und Mägde und die bei ihnen wohnenden Fremdlinge. Ja, sogar die Zugtiere hatten einen erholsamen Tag. Man kann sich den enormen Wert dieser Einrichtung erst richtig vorstellen, wenn die eigene Arbeit körperlich sehr anstrengend ist, was früher allgemein der Fall war.
Jetzt gibt es die Fünf-Tage-Woche. Davon merken allerdings Familienväter und -mütter kaum etwas. Auch Haus- und Gartenbesitzer merken nicht viel davon. Viele junge Leute können in fünf Arbeitstagen kaum so viel Geld verdienen, wie sie in den restlichen zwei Tagen der Woche nötig haben, um die gefühlte Sinnlosigkeit des Daseins und die Langeweile zu verdrängen und zu übertönen.
Wie wäre es, wenn man diese Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit stellte? Es gibt genug Alte und Schwache, die gern ein wenig betreut wären, und Kinder, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen und darum gern Unfug machen. Mit denen könnte man Fußball spielen oder ihnen bei den Schularbeiten helfen, oder ihnen zeigen, wie man Modell-Segelflieger oder ein Floß baut. Erfahrene Sozialarbeiter wissen, welche rechtlichen Bestimmungen dabei zu beachten sind. Und wer Gott kennt, kann auch helfen, die beste Botschaft der Welt unter die Leute zu bringen, dass Gott die Menschen liebt und sie alle zu sich ziehen will. Eigentlich müsste es für jeden jungen Menschen etwas geben, was er gern weitergeben mag.

Hermann Grabe
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Frage
Was haben Sie am nächsten Wochenende vor?
Tipp
Es macht wirklich Spaß, anderen Menschen Freude zu machen.
Bibellese
Lukas 18,15-27

Donnerstag, 13. Mai 2021: Gott als Vater

Er stinkt. Er ist dreckig, zerlumpt und ausgehungert. Er hatte den Vater für sich als tot erklärt, sich davongemacht und sein Erbe verschleudert. Wie würde der Vater reagieren, wenn er jetzt wieder bei ihm auftaucht? Der Vater kann ihn nicht mehr als Sohn akzeptieren – das ist klar, aber vielleicht würde er ihn als Tagelöhner anstellen …
Aber der Vater reagiert ganz anders. Von Weitem schon sieht er den Sohn am Horizont. Er muss offensichtlich auf ihn gewartet und immer wieder Ausschau nach ihm gehalten haben. Und dann hält er es nicht mehr aus. Es dauert ihm einfach zu lange, bis sein Sohn bei ihm ist. Er läuft ihm entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn überglücklich. Der Sohn will seine Entschuldigung vorbringen, aber der Vater lässt ihn gar nicht ausreden. Er weiß, dass der Sohn es ernst meint, und das reicht ihm. Es gibt keine Vorwürfe, keine Probezeit, nur völlige Annahme und Freude. Er lässt sofort das beste Gewand bringen, das Mastkalb schlachten, und sie beginnen zu feiern. Was für eine bemerkenswerte Liebe des Vaters!
Jesus ermöglicht uns in dieser Geschichte einen ganz tiefen Blick in das Herz Gottes. Er schildert, wie Gott (der Vater) reagiert, wenn ein Mensch zu ihm umkehrt. In dieser Geschichte sehen wir, wie groß die Liebe Gottes zu uns Menschen ist! Er wartet schon so lange auf uns und hält nach uns Ausschau. Gott wird uns keine Vorwürfe machen, wenn wir endlich einsehen, dass unsere Gottesferne falsch und verderblich war. Er möchte nur hören: Es tut mir leid, dass ich mein Leben bis hierher ohne dich geführt habe. Es tut mir leid, dass ich dachte, ich könnte alleine zurechtkommen. Ich möchte ab heute mit dir leben und für dich. Ich möchte, dass du mein Vater bist!

Stefan Hasewend
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Frage
Was hält Sie davon ab, zu diesem Vater zu kommen?
Tipp
Wenn Sie sich zu Gott aufmachen, geht er Ihnen entgegen!
Bibellese
Lukas 15

Mittwoch, 12. Mai 2021: Lebenslang im Lehm

Lehmmatsch und Rauchschwärze. Und das den ganzen Tag. Ich kann es kaum glauben, was ich in einem Bericht eines ZDF-Reporters über die Ziegelfabriken in Lahore, einer Millionenstadt in Pakistan, lese. Viele der Arbeiter dort schuften ihr halbes oder gar ganzes Leben lang an glühend heißen Brennöfen und klumpigen Lehmhügeln, um aufgenommene Kredite mühsam abzustottern. »Ziegelsklaven« wäre wohl der treffendere Begriff für diese armen Abertausenden. Die Arbeitsbedingungen sind miserabel, Schlägertrupps sorgen für Ordnung und Disziplin in den Fabriken. Demonstrationen für Tarifverhandlungen gibt es hier garantiert nicht. Und falls einer der Zwangsarbeiter versucht zu fliehen, wird seine Familie so lange drangsaliert, bis der Flüchtling wieder zurückkehrt. Und dass dieser bei seiner Rückkehr kein faires Feedbackgespräch mit seinem Personalleiter führen wird, braucht man wohl nicht zu erklären. Was für eine schreiende Ungerechtigkeit, was für traurige Schicksale!
Was würde manch einer dort in Lahore nur dafür geben, mit mir zu tauschen? Sicherlich sehr viel. Und wie oft bin ich doch immer noch pingelig am Meckern über die kleinsten Unannehmlichkeiten? Viel zu oft. Klar: Auch »bei uns« gibt es schwierige und herausfordernde Lebenssituationen, keine Frage. Doch ich glaube, wir sind viel zu sehr an so viel Gutes gewöhnt, wovon unzählige Menschen nur träumen können.
Drei einfache Worte aus der Bibel fordern uns heraus: »… und seid dankbar.« Gott verdient Dank für das Gute in unserem Leben. Dadurch möchte er uns zeigen, dass er freundlich und gütig ist, dass es sich lohnt, ihn, den Geber aller guten Gaben, kennenzulernen. Also: Augen auf – es gibt so viel Dankwürdiges in unserem Leben!

Jan Klein
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Frage
Was bewegt Sie am Schicksal solcher Menschen wie in Lahore?
Tipp
Beginnen Sie, darüber nachzudenken, wie Sie andere Menschen dankbar machen können.
Bibellese
2. Korinther 9,6-15

Dienstag, 11. Mai 2021: Die versandete Kirche

Vor zwei Jahren haben wir unseren Urlaub an der nördlichsten Spitze Dänemarks verbracht, wo Nord- und Ostsee sich treffen. Wenige Kilometer südöstlich davon steht eine seltene, gut besuchte Touristenattraktion: St. Laurentius, die sogenannte »Versandete Kirche«. Sie wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Im 16. Jahrhundert setzte dann ein Sandflug ein, der die Kirche mehr und mehr umwehte und ab 1775 ernsthaft bedrohte. 20 Jahre lang haben die Gemeindemitglieder dagegen gekämpft. Alt und Jung zogen vermutlich am frühen Sonntag mit einer Schaufel zur Kirche, um den Gottesdienst zu ermöglichen. Aber sie haben schließlich doch gegen die Naturgewalt verloren. 1795 wurde die Kirche offiziell aufgegeben und das Kirchenschiff aus Sicherheitsgründen 1805 abgerissen. Nur der Glockenturm von St. Laurentius blieb stehen und ragt bis heute noch hoch über die Sanddüne hinaus – jahrelang diente er als Orientierung für die Schifffahrt, mittlerweile aber nur noch als sehenswerte Attraktion.
Die Kirche war als Stätte gebaut worden, um Gott zu verehren, dem Menschen Orientierung zu geben und ihn im Glauben zu stärken. Sie musste aufgegeben werden, weil die Natur diesen Ort wieder für sich beanspruchte.
Irgendwie scheint mir diese Kirche symbolisch für die Christenheit zu sein, die über die Jahrhunderte etliche »Sandflüge« überstehen musste. Denken wir an Verfolgungen, Diktaturen, Kriege, den wissenschaftlichen Fortschritt, veränderte Werte, Weltanschauungen und neue Geistesströmungen, die ihren Niederschlag in unseren Gesetzen finden. Manches aus dem Christentum scheint schwach geworden zu sein, manches wurde verschüttet. Aber das Zentrum des Glaubens ragt unerschütterlich heraus: Jesus Christus!

Martin Price


Frage
Welche Rolle sollte Jesus Christus und die Bibel heute in unserer Gesellschaft einnehmen?
Tipp
Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.
Bibellese
Matthäus 16,13-20

Montag, 10. Mai 2021: Zu Unrecht verurteilt

Gestern vor 100 Jahren wurde in Forchtenberg die Widerstandskämpferin Sophie Scholl geboren. Mit zwölf Jahren tritt sie der Hitlerjugend bei. Doch aus Begeisterung wird bald Kritik. 1942 schreibt sie sich an der Universität München ein. Ihr Bruder Hans, der dort bereits studiert, macht sie mit seinen Freunden bekannt, und Sophie beginnt, sich mit dem Christentum zu beschäftigen.
1942 entschließen sich die Freunde um ihren Bruder Hans zum Widerstand gegen das NS-Regime und gründen die »Weiße Rose«. Vor allem durch Flugblätter machen sie auf das Unrecht aufmerksam. Am 18. Februar 1943 legen Sophie und Hans Scholl wieder Flugblätter an der Universität aus. Anlass ist die Niederlage der Deutschen in Stalingrad. Es sollte ihr letztes Flugblatt sein. Denn kurz darauf werden sie angezeigt, verhaftet und zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Bereits kurz danach stand an der Mauer der Universität: »Scholl lebt! Ihr könnt den Körper, aber niemals den Geist zerstören!« Nach dem Bericht des Gefängnisseelsorgers Karl Alt starben die Geschwister Scholl in tiefer Glaubensgewissheit.
Zu Unrecht verurteilt. Nur weil sie nicht der Menge zum Bösen gefolgt waren. Mich erinnert das an das Urteil über Jesus. Auch da schrie die Menge: »Kreuzige, kreuzige ihn!« Dabei hatte Jesus doch nichts Böses getan. Der römische Statthalter Pilatus konnte das nur bestätigen. Trotzdem musste Jesus sterben. Doch das geschah freiwillig. Dort am Kreuz hat er sich beladen lassen mit unser aller Sünde. Und für jeden, der das glaubt, ist jetzt der Weg frei zurück zu Gott und führt in eine herrliche Zukunft. Denn ewig werden die, die an Jesus Christus glauben und ihm gehorchen, mit ihm verbunden sein. Sie folgen nicht der Menge, sondern dem einen, der für sie gestorben ist.

Herbert Laupichler
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Frage
Woran orientieren Sie sich? An der Mehrheit oder an der Wahrheit?
Tipp
Lassen Sie sich nicht beirren! Mit Jesus Christus wählen Sie das Leben, ohne ihn bleibt Ihnen nur der Tod.
Bibellese
Johannes 9,35-38

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