Freitag, 07. Juli 2023: Das verzeihe ich dir nie!, Jesaja 55,7

Was Menschen anderen Menschen antun können, ist manchmal kaum vorstellbar. So viel Leid in der Welt ist allein durch Menschen verursacht! Psychotherapeuten haben oft mit Patienten zu tun, die ihr Leben lang mit schweren Traumata kämpfen, die von schlimmen Erlebnissen aus der Kindheit herrühren. Menschen leiden und fügen anderen Leid zu. Das ist traurige Realität. Es klingt sehr nachvollziehbar, wenn ein Verbrechensopfer seinem Peiniger die Pest an den Hals wünscht, diesen zur Hölle verflucht und Rachegedanken hegt. Niemand erwartet, dass das Opfer dem Täter von Herzen vergibt; dies wäre übermenschlich.

Aber schon bei kleinen »Alltagsvergehen«, zum Beispiel dem vergessenen Geburts- oder Hochzeitstag, dem geliehenen Geld, das nicht zurückgezahlt wurde, dem weggeschnappten Parkplatz oder einem bösen Wort, tun sich viele Menschen schwer, Vergebung auszusprechen – selbst wenn die Entschuldigung auf dem Fuß folgt. Das menschliche Ego ist schnell verletzt und leicht eingeschnappt.

Gottes Wesen ist völlig anders. Was aus menschlicher Sicht total unverständlich und wirklich übermenschlich ist, sind Jesu Worte, als er am Kreuz unschuldig hingerichtet wurde: »Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!« (Lukas 23,34). Hier beweist Christus seine himmelweit reichende Vergebungsbereitschaft, die er selbst den schlimmsten Sündern zuspricht, wenn sie ihn darum bitten. »Das verzeihe ich dir nie!«, wird Gott niemals zu jemandem sagen, der in echter Reue zu ihm kommt.

Niemand erwartet, dass ein Opfer seinem Peiniger vergibt. Niemand ist verpflichtet, eine Entschuldigung anzunehmen. Mit Gottes Hilfe aber ist beides möglich!

Daniela Bernhard
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Frage
Wem sollten Sie vergeben?
Tipp
Hass und Rachegefühle sind wie ein schwerer Klotz auf der Seele. Vergebung befreit und öffnet das Herz für neue Lebensfreude.
Bibellese
Matthäus 18,21-35

Donnerstag, 06. Juli 2023: Tatsachen und Meinungen, 1. Johannes 5,12

Hannah Arendt war eine deutschstämmige jüdische Publizistin. Aufgrund ihrer Herkunft musste sie vor dem Nationalsozialismus fliehen. Über Umwege emigrierte sie in die USA. Bereits wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte sie wiederholt nach Deutschland zurück. Zu uns Deutschen schrieb sie einmal: »Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.«

Diese Aussage bekommt in vielen Diskussionen, die wir heute zum Zeitgeschehen führen, eine erschreckende Aktualität. Wenn mir die Tatsachen, die mein Gesprächspartner vorträgt, nicht gefallen, degradiere ich sie einfach zu Meinungen. Eine Meinung muss ich nämlich nicht teilen. Über Meinungen kann man streiten. Bei Tatsachen liegen die Dinge anders. Ich kann diese vielleicht etwas anders deuten und gewichten oder schlicht leugnen. Aber sie behalten ihren Anspruch auf Gültigkeit, einfach, weil sie wahr sind. Und irgendwann komme ich nicht mehr um sie herum.

Im Zusammenhang mit der Bibel begegnet uns dieser merkwürdige Umgang mit Tatsachen und Meinungen ebenfalls sehr oft. Nehmen wir z. B. den Tagesvers. Er ist an sich einfach zu verstehen. Aus dem biblischen Kontext ergibt sich, dass mit Leben das ewige Leben bei Gott gemeint ist und dass mein Verhältnis zum Sohn Gottes, Jesus Christus, entscheidend dafür ist, ob ich die Ewigkeit bei Gott verbringe oder nicht. Nun kann ich sagen: Das ist nur eine Meinung, die muss ich nicht teilen. Wenn ich aber einsehe, dass Johannes hier eine Tatsache bezeichnet, dann kann ich sie nur akzeptieren oder leugnen – mit ewigen tatsächlichen Konsequenzen.

Markus Majonica
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Frage
Wie gehen Sie mit Meinungen und Tatsachen um?
Tipp
Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.
Bibellese
2. Korinther 1,18-20

Mittwoch, 05. Juli 2023: »Unser Ende ist nahe«, Matthäus 1,21

Im Sommer 2021 sind die Nachrichten voll von Meldungen über Naturkatastrophen. Die Tagesschau spricht von Waldbränden im »apokalyptischen« oder »biblischen« Ausmaß. Auf der griechischen Insel Euböa klagt der Bürgermeiser Kotzias angesichts der Flammen: »Wir sind allein. Unser Ende ist nahe.« Teile von NRW und Rheinland-Pfalz werden nach Starkregen überflutet. Ein Landarzt kommentiert: »Es ist wirklich Apokalypse. Das kann ich nicht anders beschreiben.« Der Weltklimabericht spricht von einer beschleunigten Erderwärmung mit vorhersehbarer Häufung von Extremwetterlagen. »Unsere Erde schwebt in Lebensgefahr«, urteilt die Umweltministerin. »Die Alarmglocken sind ohrenbetäubend«, resümiert der UN-Generalsekretär.

Warum werden Menschen durch die bedrohlichen Ereignisse an die Bibel und das biblische Buch der Offenbarung (Apokalypse) erinnert? Weil in der Bibel eine ähnliche Situation voraussagt wird wie im Weltklimabericht. Vor dem Wiederkommen Jesu Christi wird die Welt erschüttert werden durch ein Häufung globaler Krisen: Seuchen, Hungersnöte (Matthäus 24,7), Erderwärmung (Offenbarung 8,7) und Überschwemmungen (Lukas 21,25). Allerdings wird in der Bibel auch die »Innenweltverschmutzung« durch Gottlosigkeit und Übertreten der Gebote des Höchsten beschrieben: »Und die Menschen wurden von großer Hitze versengt; und sie lästerten den Namen Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre gebend« (Offenbarung 16,9). Die Lösung der Probleme liegt im Letzten nicht in der Reduktion des CO?-Ausstoßes. Sowohl bei der Rettung unseres Planeten als auch bei der Reinigung von unserer inneren Verschmutzung sind wir auf das Eingreifen des einen angewiesen, der den Namen Retter trägt: Jesus Christus.

Gerrit Alberts
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Frage
Wie gehen Sie mit Ihrer »Innenweltverschmutzung« um?
Tipp
Veränderung sollte immer von innen nach außen geschehen.
Bibellese
Offenbarung 16,1-11

Dienstag, 04. Juli 2023: Was ist Musik?, Psalm 81,3

Überall auf der Welt gibt es Musik. Alle Völker und Kulturen haben ihre Art, Musik zu machen. Sie ist wesentlicher Bestandteil und Ausdruck der menschlichen Kultur. Musik ist vergleichbar mit einer Sprache – eine Sprache, die mit Emotionen arbeitet, eine Sprache, die nicht übersetzt werden muss. Sie kann Stimmungen in mir hervorrufen, verändern oder verstärken. Musik wirkt vermutlich mehr oder weniger auf alle Menschen.

Warum kann ich Musik als schön empfinden? Warum kann sie mich berühren? Warum kann der Musiker sich Melodien ausdenken, komponieren, Gefühle und Stimmungen damit ausdrücken? Warum kann ich als Hörer diese Musik hören, verstehen, ihre Stimmung empfinden, mich ihr hingeben? – Musik lässt sich nicht durch Materie erklären. Töne werden zwar über Instrumente nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten erzeugt und übertragen. Aber sie erklären die Musik nicht. Ebenso wenig, wie man Schönheit, Sinn und Liebe wissenschaftlich erklären kann. Die Wissenschaft kann untersuchen und beschreiben, aber nicht Sinn und Warum ergründen. Selbst wenn Gehirnaktivitäten untersucht werden können, lässt sich durch die gewonnenen Erkenntnisse nicht erklären, was Musik ist und warum sie wirkt. Musik ist für mich auch ein Hinweis, dass Gott da ist und da sein muss. Dass er jemand ist, der Musik kennt, in sich trägt, sie empfindet und sie als Gabe dem Menschen mitgibt. Eine schöpferische Gabe, vom Schöpfer selbst übertragen. Ein Geschenk, das alleine zu unserer Freude gegeben ist. Musik ist ein Hinweis dafür, dass es mehr gibt als Materie. Sie ist etwas Übermaterielles, etwas, was nur mit unserer Seele wahrgenommen werden kann. Musik ist somit auch ein Grund, Gott dankbar zu sein, und ein Mittel, um ihn zu ehren.

Manfred Herbst


Frage
Was empfinden Sie beim Hören von Musik?
Tipp
Musik ist ein Geschenk Gottes an uns alle.
Bibellese
Psalm 150

Montag, 03. Juli 2023: Christi Spur folgen, Psalm 23,6

Als nach dem Sündenfall für Adam und Eva die Paradieses-Herrlichkeit zu Ende war, wurde alles zur Mühsal, was vorher Spaß gemacht hatte. Ein nicht abreißender, schweißtreibender Kampf gegen Dornen und Disteln wurde nötig, um das Nötigste zum Leben zu erwerben. Früher harmlose Tiere zeigten jetzt Giftstacheln, scharfe Krallen und Reißzähne. Und alles, was die Menschen sich aufbauten, war dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen. Es gab jetzt auch Krankheiten, und Eva konnte nur unter großen Schmerzen Kinder zur Welt bringen, die ihrerseits zeigten, dass der Frieden von der Erde genommen war.

Aber Gott hatte seine Menschen nicht vergessen. Er kam schließlich sogar selbst in der Person seines Sohnes zu ihnen, um Versöhnung für sie zu erwirken. Was das unter anderem zu bedeuten hatte, zeigte Jesus Christus bereits in seinen Erdentagen. Er kam in eine Welt voller Krankheit, Not und Herzeleid, doch wohin er auch ging, folgte ihm eine Spur des Segens, folgten ihm Güte und Huld. So heißt es im Matthäusevangelium: »Er heilte alle.« In einem alten Lied heißt es: »Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an.«

Alle, die ihre Hoffnung auf ihn setzen, sollten nun auch wirklich seine Nachfolger werden und ebenfalls eine Spur des Segens hinter sich herziehen, also Güte und Huld verbreiten. Das ist keine Aufgabe, die wir aufs Rentenalter verschieben müssten, sondern ein Werk, mit dem wir heute anfangen können, wenn wir Gott um Hilfe bitten. Was meinen Sie, wie sich diejenigen, die ihnen am nächsten stehen, erfreut wundern werden, wenn Sie von heute an zuerst an sie und dann erst an sich selbst denken. Und dasselbe gilt auf allen Beziehungsebenen. Also frisch ans Werk!

Hermann Grabe
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Frage
Warum fällt uns so schwer, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte?
Tipp
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.
Bibellese
Apostelgeschichte 4,32-37

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