Samstag, 17. September 2022: Selbstbestimmt leben?

Hallo Lisa, erinnerst Du Dich noch an unsere Begegnung am 19. September 2020 auf dem Berliner U-Bahnsteig? Als ihr bemerktet, dass wir an der Kundgebung »Marsch für das Leben« teilgenommen hatten, rieft ihr hinter uns her: »My body is my choice.« Wir kamen ganz kurz ins Gespräch, und Du fragtest: »Wollt ihr denn nicht selbstbestimmt leben?« Dann kam die S-Bahn und trennte uns.

Ich habe lange über Deine Frage nachgedacht, denn Du hast das – glaube ich – nicht nur einfach so dahingesagt. Auch ich hatte Angst davor, dass andere Menschen (oder Kirchen) mit ihren Prinzipien mein Leben ruinieren.

Selbstbestimmt leben! Wie realistisch ist das? Keiner von uns ging »selbstbestimmt« an den Start. Wir wurden nicht gefragt, ob, in welchem Land und in welcher Zeit wir leben wollten. Wir konnten uns unsere Eltern nicht aussuchen, auch unser Körper war nicht unsere Wahl. Und was von Geburt an unser Leben prägte, war nur wenig von uns selbst ausgewählt.

Wenn eine werdende Mutter ihr Ungeborenes abtreibt, dann steht sie fast immer unter enormem sozialen Druck ihrer Umgebung. Eine Abtreibung ist wohl das schlechteste Beispiel für eigenbestimmtes Handeln. Selbst wenn sie ganz allein entscheidet, hat sie danach eine Geschichte, die keineswegs mehr selbstbestimmt ist. Was passiert ist, ist passiert. Das werden wir so wenig los wie unseren Schatten.

Deshalb brauchen wir jemanden, der uns unsere schwere Last abnimmt; sowohl die eigene Schuld als auch unsere Bitterkeit gegen andere, die uns Böses angetan haben. Sonst wird uns das auf Dauer großen Schaden bringen. Gibt es jemanden, der uns Hoffnung schafft – da, wo unser Lebensentwurf bereits zerstört ist? Ja! Das bietet uns Jesus an!

Heiner Kemmann


Frage
Nach welchem Prinzip treffen Sie Ihre Entscheidungen?
Tipp
Jesus bietet uns keine Selbstbestimmung an, aber Frieden.
Bibellese
Johannes 14,22-31

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