Montag, 09. Juni 2025: Alleingelassen?, Psalm 23,4

Auf meinem Weg zur Arbeit fahre ich mit dem Zug. Ab und zu nehme ich eines unserer Kinder mit, weil das immer ein Highlight für sie ist. Wenn man auf dem Land wohnt, ist das Fahren mit Zügen, U-Bahnen, S-Bahnen und sogar mit Bussen etwas Besonderes. Alles ist neu und unbekannt für unsere Kinder, deshalb stellen sie viele Fragen und bekommen spannende Eindrücke.

An einem Tag nahm ich unseren damals fünfjährigen Sohn mit. Auf dem Heimweg mussten wir von dem U-Bahngleis drei Ebenen nach oben in Richtung Zug. Die U-Bahn hatte Verspätung, und die Umsteigezeit war sehr kurz, also beeilten wir uns. Auf der dritten Treppe hörte ich auf einmal das »Piepen« vom Schließen der Türen unseres Zuges. Ich rannte los mit dem Gedanken, die Tür noch zu erreichen, um dann gemeinsam einzusteigen. Mein Sohn verstand die Situation natürlich nicht, fing an, panisch zu werden, und schrie. Sein spontanes Empfinden war wohl so: ›In dieser völlig fremden und unbekannten Umgebung lässt mein Vater mich zurück!‹ Im Zug angekommen, konnte ich ihm die Situation dann in Ruhe erklären.

In unserem Leben ist es manchmal ähnlich. Es passieren Dinge, die wir uns nicht erklären können. Wir fühlen uns dann vielleicht ebenso allein bzw. zurückgelassen und verstehen die Situation nicht. Dann fragen wir uns: »Wo ist Gott jetzt?« Wenn man nach solchen Zeiten zurückblickt und diese Phasen genauer betrachtet, wird einem klar, dass Gott immer da war. Aber er war vielleicht gerade »beschäftigt«, eine Tür offen zu halten oder eine andere zu öffnen. Wir kennen nicht den Plan für unser Leben, und Gottes Handeln verstehen wir genauso wenig. Im Gegensatz zu uns kann Gott in die Zukunft schauen und das »Piepen« verstehen.

Gabriel Herbert

Sonntag, 08. Juni 2025: Er bezahlte die Mordwaffe, Johannes 10,18

Wilhelm von Nassau lebte von 1533 bis 1584 und war Anführer des niederländischen Freiheitskampfes gegen die Spanier. König Philipp II. von Spanien setzte eine hohe Belohnung auf ihn aus. »Wir geben«, hieß es in seiner Verfügung, »besagten Wilhelm Nassau preis als einen Feind des Menschengeschlechts und überliefern sein Eigentum allen, die desselben habhaft werden können. Wenn einer genug Mut hat, ihn lebend oder tot auszuliefern oder ihn zu töten, bekommt er sofort 25.000 Kronen. Ist er ein Verbrecher, wird ihm verziehen, ist er noch nicht adlig, so wird ihm der Adel verliehen.«

Angelockt durch dieses üppige Angebot versuchten mindestens vier Männer vergeblich, Wilhelm umzubringen. Am 8. Juni 1584 verschaffte sich schließlich ein gewisser Balthasar Gérard unter einem Vorwand Zugang zum Prinzenhof in Delft. Er wollte auskundschaften, wie es um den Schutz seines Opfers bestellt war. Er bat Wilhelm um eine kleine finanzielle Unterstützung, angeblich für Schuhe und Strümpfe. Davon kaufte er sich allerdings zwei Pistolen und Munition, eben die Waffen, mit denen er zwei Tage später Wilhelm ermordete. Von der ausgelobten Belohnung hatte er jedoch nichts. Man fasste ihn, brannte ihm die Tathand aus, brach ihm die Knochen und spannte ihn auf ein Wagenrad.

Ungewollt hatte Wilhelm seinem Mörder die Instrumente seines Verbrechens in die Hand gegeben. Es gibt einen anderen – Jesus -, der in vollem Bewusstsein den Mord an ihm ermöglicht hat. Er hat die Bäume wachsen lassen, aus denen sein Kreuz gezimmert war. Er ist der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Ohne ihn könnten wir keinen Atemzug tun. Dennoch war er bereit, einen qualvollen Tod für uns zu sterben. Warum? Das war der einzige Weg, uns vor dem ewigen Verderben zu retten.

Gerrit Alberts

Samstag, 07. Juni 2025: Jemand musste sterben, 1. Johannes 4,9

»Jemand anderes musste sterben, damit meine Schwägerin leben kann.« Das sagte uns eine Freundin mit zitternder Stimme am Telefon. Ihre Schwägerin wurde wegen eines Tumors an der Niere behandelt. Ihr Zustand verschlechterte sich allerdings zusehends; Krankenhaus, Intensivstation, Koma. Die Ärzte hatten zunächst keine Erklärung für die Verschlechterung. Dann entdeckte einer von ihnen eine Infektion der Leber mit einem Herpesvirus. Die einzige Möglichkeit der Lebensrettung war eine Lebertransplantation. Erstaunlicherweise fand sich innerhalb von wenigen Tagen eine passende Leber, die dann transplantiert werden konnte. Unserer Freundin wurde klar, dass dies nur möglich war, weil ein anderer Mensch gestorben ist. Sie hatte damit einen Kernpunkt des Evangeliums wiedergegeben: Jesus Christus musste sterben, damit wir Menschen leben können.

Grundsätzlich ist jeder Mensch durch die Sünde von Gott getrennt und steht unter dem Zorn Gottes. Aus unserer Kraft können wir diesen Zustand nicht ändern. Aber Jesus Christus, der Sohn Gottes, war nie getrennt von seinem Vater. Er war der Einzige, der völlig ohne Sünde und Schuld war, auch als er als Mensch auf dieser Erde lebte. Und deshalb konnte er unsere Sünde und alle Schuld auf sich nehmen und hat die Strafe dafür, den Tod, erduldet. Wer das für sich in Anspruch nimmt, für den ist die Trennung von Gott aufgehoben, weil seine Sünde gesühnt bzw. vergeben ist.

Doch genauso, wie man sich keine Leber erarbeiten oder erkaufen kann, genauso wenig kann man sich diese Errettung erarbeiten oder kaufen. Sie ist ein Geschenk, das im Glauben angenommen werden muss. Dieses Angebot abzulehnen wäre fatal, denn das wäre tödlich und für ewig unveränderlich.

Thomas Kröckertskothen

Freitag, 06. Juni 2025: Tiefseetourismus, Micha 7,19

Als im Jahr 1985 das Wrack des versunkenen Passagierschiffs Titanic in einer Tiefe von fast 4000 Metern entdeckt wurde, stieg das Interesse an einer Besichtigung oder Erkundung der Überreste des Luxusliners. Zahlreiche Fahrten mit Tauchrobotern oder bemannten U-Booten sind seitdem durchgeführt worden. Dabei wurden über 5500 Objekte aus der Titanic geborgen und anschließend ausgestellt oder versteigert. Besondere Aufmerksamkeit erlangte das Thema, als im Juni 2023 ein U-Boot bei einer solchen Tauchfahrt implodierte und alle fünf Insassen ums Leben kamen.

Mich schreckt allein der Gedanke an den extrem hohen Wasserdruck in einer solchen Tiefe und die dort herrschende Dunkelheit so ab, dass ich nicht im Traum auf die Idee käme, dorthin reisen zu wollen. Vielleicht empfinde ich es deshalb als passend, dass diese nahezu unerreichbaren Tiefen mit ihren lebensfeindlichen Bedingungen im Tagesvers als der Ort angegeben werden, wo Gott unsere Schuld verbirgt.

Natürlich ist kein Platz dieser Welt für Gott unerreichbar. Aber das Bild von der Tiefe des Meeres drückt doch sehr plastisch aus, dass bekannte und vergebene Schuld tatsächlich nicht mehr ans Tageslicht kommen wird. Gott verspricht, dass er nie mehr an unsere Sünden denkt. Wer auch immer in der Tiefsee zu fischen versucht, ich darf sicher sein, dass Gott das nicht tun wird, sofern ich sein Angebot der Gnade und Vergebung angenommen habe. Weil Jesus Christus, Gottes Sohn, das Gericht für meine Schuld getragen hat, darf ich für immer frei sein von dem, was mich belastet und von Gott getrennt hat. Wie befreiend und lebensverändernd ist diese Gewissheit: Meine Schuld ist in der Tiefe des Meeres versenkt, und ich werde ihr nie mehr begegnen müssen!

Judith Pohl

Donnerstag, 05. Juni 2025: Furchtlos!, Matthäus 16,25

Am 5. Juni 1989 stellte sich ein Mann auf dem Tian’anmen-Platz, dem »Platz (am Tor) des Himmlischen Friedens« in Chinas Hauptstadt Peking, einer Kolonne von Panzern entgegen. Ein Furchtloser, der sein Leben riskierte! Er wird bis heute nur als »Tank Man« oder »Unkown Rebel« geführt, da er bisher nicht öffentlich identifiziert worden ist. Dennoch nahm ihn das Time Magazine in die Liste der 100 einflussreichsten Personen des 20. Jahrhunderts auf.

Mich beeindrucken solche Menschen sehr. Ich wäre auch gerne mutig, tapfer, furchtlos. Ich habe mich gefragt: Wie kann man das werden? Woher nimmt man die Kraft, das eigene Leben zu riskieren? Vor allem dann, wenn man allein auf das Diesseits setzt und keine Perspektive über den Tod hinaus hat, keine Hoffnung, dass das Opfer des eigenen Lebens irgendetwas bewirkt. Ich bin Gott sehr dankbar, dass er uns einen wirklich guten, verlässlichen, belastbaren und glaubhaften Grund gibt, mutig und furchtlos sein zu können. Die Bibel bezeugt nachdrücklich, dass das biologische Leben auf dieser Erde nicht alles ist: Es gibt eine Existenz nach dem Tod, die zeitlich unbegrenzt ist – die Ewigkeit. Jesus Christus, der selbst sein Leben geopfert hat, bestätigt dies mit seiner Auferstehung deutlich. Auch gibt er die feste Zusage: Wer sein (endliches) Leben auf ihn setzt, ja, wer es um seinetwillen einsetzt und sogar verliert, bleibt kein Verlierer! Im Gegenteil, er gewinnt ein ewiges Leben.

Lieber Leser: Der Wind in unserer Zeit wird rauer, die Gefahren akuter, die Herausforderungen größer. Ich wünsche mir und uns, dass wir unser Leben auf den einen setzen, für den zu sterben sich wirklich lohnt, und der uns Leben über den Tod hinaus zu schenken vermag.

Markus Majonica

© 2022 – Evangelische Muttergemeinde A.B. Neukematen | Impressum | Datenschutzerklärung | Login