Mittwoch, 07. Oktober 2020: »Wenn man nichts Gutes über jemanden sagen kann, sollte man lieber schweigen.«

Laut dem Journalisten Wolfgang J. Reus leitet sich das obige Zitat von dem lateinischen Sprichwort »De mortui nil nisi bene« (zu deutsch »Über die Toten [rede] nur gut«) ab. Reus war der Meinung, dass deshalb viele Boulevard-Berichterstatter lieber nichts sagen oder schreiben sollten, anstatt immer nur negative Nachrichten zu bringen. Doch letztlich wird nur das publiziert, was der Zuschauer will. Ein Blick in die Tageszeitung und die Fernsehnachrichten bestätigt: Katastrophen und brisante Themen sind interessanter als Berichte über Wohltätiges und Gutes. Der Mensch liebt es anscheinend, sich über andere aufzuregen.
Wie sieht das aber in unserem persönlichen Alltag aus, wenn wir unseren Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Nachbarn etwas erzählen? Neigen wir da nicht auch dazu, in Kritik, Jammern und Klagen zu verfallen? Machen wir nicht auch oft lautstark andere Personen oder die Umstände in unserem Leben für unsere Probleme verantwortlich? Positives hingegen erwähnen wir wenig oder betrachten es gar als selbstverständlich.
Ein Blick in die Bibel kann uns helfen, unsere Perspektive zu ändern: Freundliche, wohlwollende Worte tun uns und unserem Gegenüber gut. Klatsch und Tratsch allerdings bewirken Böses, denn sie entmutigen und bringen keinen Nutzen. Daher möchte ich Sie mit dem heutigen Tagesvers dazu ermutigen, Ihre Gedanken und Worte mit der Hilfe Gottes bewusst auf das Positive zu lenken und Ihren Mitmenschen mit freundlichen, wohltuenden Worten zu begegnen. Ihre Worte können Ihr Gegenüber aufbauen und ermutigen, sodass dieser wieder neuen Lebensmut und Hoffnung schöpfen kann.

Annegret Heyer


Frage
Wie viel Gutes und Aufbauendes haben Sie in den letzten Tagen bewusst Ihren Mitmenschen gegenüber geäußert?
Tipp
Halten Sie einen Moment inne, bevor Sie im Eifer etwas sagen, was für Ihr Gegenüber wenig nützlich ist.
Bibellese
Jakobus 3,1-12

Dienstag, 06. Oktober 2020: Koffer oder Leben? Koffer!

Chicago, Oktober 2016: Das rechte Triebwerk einer Boeing 767 explodiert direkt nach dem Abheben. Der brennende Jet kommt auf dem Rollfeld zum Stehen und muss evakuiert werden, bevor die Maschine in Flammen aufgeht. Die Notausgänge werden geöffnet, die Notrutschen aufgeblasen. Aber was tun viele Passagiere? Anstatt den schnellsten Weg ins Freie zu suchen, zanken sie sich um den Zugriff auf die Gepäckfächer. Sie versuchen, Koffer über die Köpfe ihrer Mitreisenden Richtung Ausgang zu wuchten oder versperren anderen mit ihren Taschen den Weg. Die Befehle des Personals »Leave everything behind!« werden nicht befolgt, obwohl die Gefahr besteht, dass die Koffer Löcher in die Notrutschen reißen und die Menschen nicht mehr rechtzeitig ins Freie kommen. Dies ist kein Einzelfall: Laut einer Studie wird das lange Zusammensuchen von Gepäckstücken bei Flugzeugevakuierungen zunehmend zur Gefahr.
Warum versuchen so viele Menschen in einer Ausnahmesituation instinktiv, ihre Habseligkeiten zu retten, obwohl sie dadurch den eigenen Tod und den ihrer Mitreisenden riskieren? Warum hängen wir so sehr an unserem Besitz? Denken wir, dass unser Leben sinnlos wäre, wenn wir den Laptop, die Kamera und unsere Kleider verlieren würden? Sicher nicht. Nach was man aber in der Not greift, zeigt, um was man sich im Leben dreht. Es offenbart, was einem wirklich wichtig ist. Wir fühlen uns nackt und hilflos ohne unseren Besitz. Dabei muss jeder von uns, wenn es ans Sterben geht, ohnehin alles zurücklassen. Nach dem Tod geht es nicht mehr darum, was man alles hat oder nicht hat, sondern nur noch darum, wie man zu Gott steht. Klug ist der, der zu seinen Lebzeiten nicht Besitztümer anhäuft, sondern sich darauf vorbereitet, Gott zu begegnen.

Elisabeth Weise
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Frage
 Nach was greifen Sie in der Not?
Tipp
Wer Gott hat, kann nichts verlieren.
Bibellese
1. Mose 19,12-26

Montag, 05. Oktober 2020: Respekt – nicht nur in der Schule

Über Lehrer werden viele Witze gemacht, viele davon verletzend und unüberlegt. Gewiss hat die größte Zahl der Lehrer den Beruf ganz bewusst gewählt. Woher also die Witze?
Da sind zunächst einmal wir Eltern, die das eigene Kind mit – berechtigterweise – verklärten Augen sehen. Unsere kleine Prinzessin ist eigentlich ein Genie und wird völlig falsch beurteilt. Das war bei uns selbst damals auch schon so! Wir stöhnen: Unser Mathelehrer war auch schon so schlimm! Oder: So viele Hausaufgaben hat die euch aufgegeben? Wie kann sie nur?!
Was wird dadurch bewirkt? Kann unser Kind noch Respekt empfinden für die Lehrperson? Lernt unser Kind an unserem Verhalten, wie man mit Autoritätspersonen umgeht? Hat unser Kind letztlich Respekt vor uns? Lernt es ein gutes, selbstbewusstes und gleichzeitig respektvolles Verhalten einem späteren Chef gegenüber? Wir kommen in der Geschichte unseres Landes von einem völlig übertriebenen Respektverhalten, so viel ist klar. Es hat sich inzwischen allerdings ins völlige Gegenteil verdreht. Wir machen nicht nur Witze über Respektpersonen, sondern bewerten sie willkürlich, verklagen sie oder wählen sie einfach ab.
Zu einem gesunden Miteinander kommen wir nur durch diszipliniertes Sprechen miteinander statt übereinander – und durch respektvolles höfliches Handeln. Und dahin führt uns ein Lernprozess, der am besten damit beginnt, dass wir Gott fürchten und seinen Geboten gehorchen, die auf ein geordnetes Verhältnis zu ihm und zu unseren Mitmenschen abzielen. Indem wir lernen, Respekt zu üben, helfen wir unseren Kindern, Respekt zu entwickeln und einmal selbst eine Respektsperson zu werden.

Klaus Spieker


Frage
Wie können Sie heute anderen vorleben, dass Sie Ihre Mitmenschen respektieren?
Tipp
Machen Sie sich bewusst, dass jedes Geschöpf Gottes Würde besitzt und deshalb Ihren Respekt verdient.
Bibellese
Johannes 4,43-54

Sonntag, 04. Oktober 2020: Auch trockenes Brot wird gegessen!

Es ist schon eine Weile her, als der Opa meiner Frau – Opa Peter – äußerte, ihm falle es schwer, Brot wegzuwerfen. Dass Brot auch mal trocken wird, kennen wir. Es ist naheliegend, es dann zu entsorgen und neues zu kaufen. Opa Peter denkt da anders: Er isst das Brot. Warum macht er das? Das sind doch nur wenige Cent!? Opa Peter wuchs in der Sowjetunion auf. Die Kriegsjahre hat er als Teenie miterlebt. Hunger, Kälte, Armut – alles hat Peter erlebt. Einmal, als sie mit einer Masse von Menschen auf der Flucht waren, hat er seine Familie aus den Augen verloren. Es vergingen viele Monate, in denen sie nichts voneinander wussten. Und Peter? Der schlug sich irgendwie durch – als Teeny. Die Zeit hat ihn sicher geprägt.
Und ich? Ich weiß nicht, was Hunger ist. Wenn ich mal doch kurzfristig hungrig bin, dann kann es daran liegen, dass ich morgens keine Lust hatte, ein Brot für die Arbeit zu schmieren. Ich habe immer genug anzuziehen. Ich kenne NUR Wohlstand! Meine Kinder erst recht.
Ist das ein Problem? Nicht unbedingt. Das Problem ist aber: Es ist für mich so selbstverständlich. Viel zu selten denke ich daran, dass ich zu einem ganz geringen Prozentsatz gehöre, denen es so geht. Das ist schade. Warum durfte ich in Deutschland groß werden? Warum habe ich Eltern, die mich gut versorgt haben? Warum muss ich mir keine Gedanken um das Essen für morgen machen? Viele Fragen kann ich nicht beantworten. Aber ich will nicht vergessen, wem ich das zu verdanken habe: Gott! Er ist der Geber aller guten Gaben. Ich will dankbar sein – nicht nur heute, am Erntedankfest. Ich will ein dankbarer Mensch sein, und das möglichst nicht nur durch Worte, sondern durch einen Lebensstil.

Willi Dück


Frage
Wann haben Sie das letzte Mal für Ihre Lebensumstände gedankt?
Tipp
Sicherlich lässt sich täglich mindestens ein Grund finden, für den Sie Gott danken könnten.
Bibellese
Psalm 105,37-45

Samstag, 03. Oktober 2020: Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört

»Das ist eine historische Stunde, an die ihr euch noch lange erinnern werdet«, sagte meine Geschichtslehrerin, als vor 30 Jahren junge Menschen auf der Berliner Mauer unter dem Brandenburger Tor saßen. Mein Bruder war damals extra von seinem Studienort nach Berlin gefahren, um es selbst mitzuerleben. Die deutsche Wiedervereinigung ist der Schlusspunkt einer 40 Jahre langen Trennung Deutschlands (1949-1989), die durch die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 faktisch beendet wurde. »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört«, kommentierte Willy Brandt, der Alt-Kanzler der 70er-Jahre, den Mauerfall.
Vor 2000 Jahren hat ein noch viel entscheidenderer Mauerfall stattgefunden. In dem Tagesvers haben wir davon gelesen, wie Menschen ohne Gott (Heiden) vereinigt wurden mit Menschen, die Gott kannten (Juden). Wie konnte das geschehen? Der Vers davor klärt uns auf: »Doch jetzt seid ihr, die ihr damals Fernstehende wart, durch die Verbindung mit Jesus Christus und durch sein Blut zu Nahestehenden geworden« (Epheser 2,13). Die Schulden zwischen Menschen und Gott hatten sich wie Mauern aufgetürmt (Jesaja 59,2). Aber durch den Glauben an Jesus Christus sind die einst Gottlosen zu Kindern Gottes geworden und wie Adoptivkinder in Gottes Familie aufgenommen worden (Epheser 1,5). Möglich wurde das »durch sein Blut« – ein Sinnbild für den Kreuzestod von Jesus Christus, an dem sein Blut floss und der damit die trennende Sündenschuld auslöschte – damit zusammenwachsen kann, was zusammen gehört. Der Unterschied zu Wiedervereinigung besteht darin, dass die Zusammengehörigkeit für alle besteht, die das glauben und für sich in Anspruch nehmen, egal, welcher ethnischen oder sonstigen Abstammung sie sind.

Thomas Pommer


Frage
Hatten Sie schon Ihren besonderen Tag, an dem Sie wieder mit Gott vereint wurden?
Tipp
Die persönliche Wiedervereinigung mit Gott ist ein Fest, bei dem der ganze Himmel mitfeiert (Lukas 15,10).
Bibellese
Epheser 2

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