Mittwoch, 09. April 2025: Das Kreuz (1), 1. Korinther 2,2

In den nächsten drei Beiträgen geht es um das wichtigste Symbol des Christentums: das Kreuz. Paulus, der Apostel und Autor vieler Briefe des Neuen Testaments, schrieb viel darüber, und wir folgen ihm darin. Für ihn war das Kreuz kein bloßes Symbol. Er sah vor sich die Person des Gekreuzigten und die kraftvolle Botschaft, die darin lag.

Jesus starb »keinen schönen Tod« wie der Philosoph Sokrates. Zum Tod verurteilt durfte Sokrates im guten Alter von 70 Jahren seinen Giftbecher trinken, um geehrt im Kreis seiner Freunde und Familie zu verscheiden. Das Kreuz Jesu dagegen war der grausamste Tod. Zum Gespött der Menschen gemacht wirkte er wie ein Gescheiterter. »Für die Juden ist das ein Skandal, für die anderen Völker eine Dummheit«, schreibt Paulus. Weshalb ein Kreuz? Es sagt etwas über uns Menschen aus. Wir liegen in unserem Urteil über Gott völlig verkehrt. Den einzigen Guten verurteilten wir als schlimmsten Verbrecher. Jesus starb nicht für vermeintliche Gutmenschen. Er starb für die, die unter ihrer guten Fassade die Hässlichkeit ihrer Motive und Taten erkannt haben. Nicht nur »die ungerechten Menschen damals« brachten ihn an diesen Ort, sondern auch unsere eigene Gottesferne.

Manfred Siebald, ein christlicher Liedermacher, wundert sich im Refrain seines 1976 veröffentlichten Lieds »Das kleine Kreuz an deinem Hals« darüber, was wir Menschen mit dem Kreuz gemacht haben. Wir haben es klein und süß gemacht. Als ein polierter Anhänger passt es in unsere Hände. In seinem Lied will er die Augen für den öffnen, der sich dort wirklich kreuzigen ließ. In der vorletzten Strophe antwortet er auf das »Warum«: »Denn dein Versagen hing an ihm und deine Last, / du wirst sie los sein, wenn du sie ihm überlässt.«

Winfried Elter

Dienstag, 08. April 2025: Menschliches Leben, Sprüche 8,31

»Wer sich jetzt am geringsten Menschen vergreift, vergreift sich an Christus, der Menschengestalt angenommen hat und in sich das Ebenbild Gottes für alles, was Menschenantlitz trägt, wiederhergestellt hat.«

Diese Aussage schrieb Dietrich Bonhoeffer im Kontext der Nazizeit: Wer anderen Menschen ihr Menschsein abspricht, wer sie als »Untermenschen« kategorisiert oder Tieren gleichstellt, wer Juden, Sinti, Roma, etc. vernichtet, nur weil sie Juden, Sinti, Roma etc. sind, vergreift sich am Sohn Gottes selbst. Dass derselbe in der Person Jesu Christi Mensch geworden ist, ist ein klarer Liebesbeweis Gottes zu allem, was ein Menschenantlitz trägt. Weder Engeln noch Tieren – so schützenswert letztere sind – ist dieses Privileg zuteilgeworden. Der Tagesvers, der bildhaft von der göttlichen Weisheit handelt, aber tatsächlich von Jesus selber spricht, macht deutlich: Der Gottessohn hatte von Beginn der Schöpfung an seine Lust, seine Wonne, seine Freude an den Menschen! Und das trotz ihrer Gottesferne und Rebellion. Sein Angebot der Liebe und des Heils, um die Kluft zwischen Gott und Mensch zu überbrücken, gilt dabei grundsätzlich jedem. Dieses Angebot muss allerdings angenommen werden, denn sonst verbringen wir die Ewigkeit fern von Gottes Liebe. Das wäre tragisch.

Dass Gott den Menschen so wertschätzt, macht aber auch unsere Verantwortung für jedes menschliche Leben ganz eindeutig: Hier gibt es z. B. keine »Ausländer«, keine »Juden«, sondern nur Menschen. Weder der ungeborene noch der todesnahe Mensch fällt aus diesem liebevollen Blick Gottes heraus. Damit ist der Schutzbereich menschlichen Lebens – von der Zeugung bis zum Tod – durch Gott klar definiert und für uns Menschen absolut verbindlich.

Markus Majonica

Montag, 07. April 2025: Jeder Zweite … jeder Vierte … jeder …, Prediger 7,20

Ich stand im Wartezimmer meines Hausarztes vor einem Werbeständer, auf dem mehrere Pharmakonzerne ihre Medikamente für diverse Krankheiten anpriesen. Unter anderem blätterte ich gelangweilt eine Zeitung durch, um die Überschriften zu lesen. Dabei stieß ich auf einen Artikel, in dem der Redakteur feststellte, dass jeder zweite Mensch unter Fehlstellungen der Füße leidet. Ich blätterte weiter und fand einen Artikel, in dem ein Autor darüber schrieb, dass jeder Vierte unter Bluthochdruck leidet. So könnten wir wohl eine unendliche Liste von Krankheiten mit ihren Statistiken aufzählen und darüber berichten, wie viele Menschen unter Blessuren leiden.

In diesem Moment dachte ich daran, dass ich in der Vergangenheit ebenso Teil dieser Statistiken war. Ich war einer dieser »Vierten« mit Bluthochdruck und einer dieser »Zweiten« mit Fußfehlstellung. Einige andere meiner früheren Probleme betrafen die Insulinbildung, besonders aber eine seelische Not mit körperlicher Entkräftung.

Etliche Funktionsstörungen meines Körpers konnte ich durch Veränderung meiner Essgewohnheiten loswerden. Die Störung meiner Seele hatte allerdings besondere Ursachen, die mein Gewissen auf Dauer stark belasteten. Ich lebte in Ehebruch und meinen Beruf übte ich außerhalb meiner Kompetenzen aus. Die Bibel benennt das mit dem Oberbegriff Sünde. Würde es über dieses Thema eine Reportage geben, müsste statistisch gesehen ehrlicherweise »Jeder ohne Ausnahme« dabeistehen.

Kein Arzt kann unsere bösen Seiten heilen, kein Pharmakonzern hat ein Medikament dagegen. Auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wird das sündige Wesen des Menschen nicht verändern können. Nur Gott selbst kann uns in Jesus Christus vergeben, heilen und neu machen.

Sebastian Weißbacher

Sonntag, 06. April 2025: 20,19 Meter, 5. Mose 31,7

Kugelstoßen war nie meine Disziplin, dafür war ich weder groß noch stark genug. Ganz anders kann da Yemisi Ogunleye auftreten. Die zu diesem Zeitpunkt 25-Jährige gewann im letzten Jahr bei der Hallenweltmeisterschaft der Leichtathleten in Glasgow mit einer persönlichen Bestleistung von 20,19 Metern ganz überraschend eine Silbermedaille der Kugelstoßerinnen. Dieser Erfolg war für die Sportlerin mit nigerianischen und deutschen Wurzeln von ganz besonderer Bedeutung. Denn Jahre zuvor waren zwei Knie-Operationen zunächst einmal das scheinbare Aus für eine Karriere als Leistungssportlerin. Doch dann stellte sie ihre Technik um und kämpfte sich langsam, aber sicher bis in die Weltspitze vor: ein beeindruckendes Comeback.

Besonders berührt haben mich neben ihrer offensichtlichen und herzlichen Siegesfreude aber vor allem ihre Aussagen, die sie in einem Interview kurz nach ihrem Erfolg tätigte. Sie berichtete, sie habe morgens, vor dem Wettkampf, in der Bibel gelesen und darin den Zuspruch gefunden: Sei mutig und stark! Das habe sie ins Stadion begleitet und ihr Zuversicht und Ruhe gegeben. Im weiteren Verlauf des Interviews schilderte sie, dass ihr Glaube an Jesus Christus ihr wesentlicher Halt sei. Dieser Glaube habe sie auch durch die schwierigen, von Rückschlägen geprägten Lebensabschnitte hindurchgetragen. Angesichts ihres Sieges hätte sie zu Recht stolz sein können. Doch sie schloss mit den Worten: »Alle Ehre sei Jesus!«

Dieses erfrischende Zeugnis einer jungen Frau hat mich sehr gefreut: Es macht deutlich, dass Jesus Christus wirklich und spürbar in das Leben von Menschen eingreift, unabhängig vom Alter, und gerade in Lebenssituationen, die nicht nach einem Sieg aussehen.

Markus Majonica

Samstag, 05. April 2025: Geblitzt!, Römer 2,5

Ich war mit dem Auto unterwegs und freute mich auf ein gemütliches Frühstück bei meiner Freundin. Zeitlich war ich etwas knapp dran und wollte daher zügig fahren, was leider durch den Berufsverkehr nur selten möglich ist. Endlich tat sich eine Lücke auf, sodass ich den langsamen Lkw vor mir überholen konnte. Ich gab Gas und dann – ein kurzes Aufleuchten ließ mich zusammenzucken. Zu dumm! Der Blitzer! An den hatte ich gar nicht mehr gedacht. Den Rest der Fahrt versuchte ich, mir auszurechnen, wie hoch mein Bußgeld wohl sein würde. Das Frühstück bei meiner Freundin war trotzdem schön, der Rest der Woche auch. Aber zwischendurch musste ich doch immer wieder an den unvermeidlichen Briefumschlag denken, der über kurz oder lang in unserem Briefkasten liegen würde …

Wenn man zu schnell gefahren ist und geblitzt wurde, dann kommt der Bußgeldbescheid auf jeden Fall. Manchmal dauert es etwas länger, aber irgendwann kommt er. Auch dann, wenn man in der Zwischenzeit ordentlich fährt und den Gedanken an den unangenehmen Vorfall gern beiseiteschiebt.

Ähnlich ist es bei Gott. Er registriert immer, wenn wir gegen seine Gebote verstoßen. Allerdings bestraft er unsere Sünde nicht sofort, dies wird erst am Ende der Zeit beim Jüngsten Gericht geschehen. In der Zwischenzeit wartet er darauf, dass wir ihm unsere Schuld bekennen. Weil Jesus Christus am Kreuz die Strafe dafür getragen hat, kann Gott uns vergeben. Doch wer diese Chance nicht nutzt, der muss am Ende selbst für seine Taten geradestehen. Es nutzt nichts, den Gedanken an dieses Gericht zu verdrängen, denn die Strafe wird am Ende bezahlt werden müssen. Ohne Angst in die Zukunft schauen kann der, der weiß, dass seine Schuld vergeben ist und nicht mehr zur Sprache kommen wird.

Elisabeth Weise

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