Freitag, 05. September 2025: (4) Der zornige Bruder, Matthäus 11,28

Schon von Weitem hörte er die Musik, das Klatschen und Gelächter. Was war denn da auf dem Hof los? Der ältere Sohn war müde von einem harten Arbeitstag auf den Feldern seines Vaters. Ein Diener erklärte: »Dein jüngerer Bruder ist heimgekehrt und aus Freude darüber hat dein Vater das gemästete Kalb schlachten lassen und schmeißt für alle ein Fest.«

Zorn ergriff ihn. Was für eine Gemeinheit! Eine Feier für seinen nichtsnutzigen Bruder, der das Erbe mit Partys und leichten Mädels verprasst hatte und nun anscheinend mit leeren Taschen zurückgekommen war? Wer war denn die ganze Zeit artig zu Hause geblieben und hatte geschuftet? Und hatte sein Vater ihm jemals wenigstens einen Ziegenbock gegeben, damit er mit seinen Freunden feiern konnte? Nein. So viel Fleiß, aber die gewünschte Anerkennung hatte er nie erhalten. Eine Leistung ohne die gerechte Gegenleistung.

»Junge, komm doch rein. Dein Bruder war für uns wie tot, aber ist lebendig geworden. Er war verloren, aber jetzt ist er gefunden worden. Wir sollten uns doch zusammen freuen.« Plötzlich stand sein Vater vor ihm und bat ihn herein. Sollte er wirklich hineingehen und an der Feier teilnehmen? Würde er über seinen Schatten springen und sich mit seinem Vater freuen?

Jesus lässt das Ende der Geschichte offen. Offenbar war der ältere Sohn zwar ein fleißiger Arbeiter gewesen, aber hatte kein Interesse an einer echten Beziehung zum Vater gezeigt. Vielleicht können Sie seinen Ärger mitfühlen. Er steht frustriert draußen. Um wirkliche Freude zu erleben, müsste er seine Denkmuster über den Haufen werfen und sich vom Vater zur Feier einladen lassen. Sonst bliebe er dem Vater entfremdet, so nah und doch so fern von seinem liebenden Herzen.

Thomas Bühne

Donnerstag, 04. September 2025: (3) Die erstaunten Knechte, Lukas 15,21

Was für ein Wiedersehen! Hört der Vater die stammelnden Worte der Entschuldigung aus dem heutigen Tagesvers überhaupt? Sie gehen in dem Befehl unter, den er an die Knechte und Mägde erteilt, die ihm neugierig gefolgt waren. Wie bitte? Hatten sie sich da verhört? Sie sollen dem heimgekehrten Sohn wirklich das beste Gewand, einen Ring und Sandalen bringen? Und dann auch noch das Kalb schlachten, das sie seit Monaten für einen besonderen Anlass mit dem feinsten Futter gemästet hatten? Der Vater lädt alle zu einem großen Fest ein? Kopfschüttelnd machen sie sich an die Arbeit. Zumindest eine ordentliche Ansage hätte er seinem Sohn ja mal verpassen können, ein paar Vorwürfe, wenn nicht sogar eine klare Abweisung. So etwas geht doch nicht!

Als Tagelöhner wollte er zurückkommen, doch ohne Zögern nimmt der Vater diesen Burschen wieder als seinen Sohn an und behandelt ihn wie einen Ehrengast. Die Knechte können es nicht fassen. Sie haben das altehrwürdige Familienoberhaupt zwar immer als freundlichen Menschen geschätzt, aber diese Liebe zu seinem verlorenen Sohn übersteigt ihre Erwartungen.

Jesus erzählt die Geschichte vom liebenden Vater, um zu zeigen, wie Gott auf verlorene Menschen reagiert, die Buße tun und zu ihm umkehren. Seine Vergebung ist so einmalig und tief gehend, dass Sie vor ihm vollkommen gerecht stehen werden – so, als hätten Sie nie eine Sünde getan. Wie ein Ehrengast werden Sie zu einer großen Feier im Himmel eingeladen, bei der Gott selbst der Gastgeber ist. Sie wären vielleicht schon mit viel weniger zufrieden gewesen, aber die Liebe und Gnade Gottes ist größer. Unverdient und unvergleichlich.

Thomas Bühne

Mittwoch, 03. September 2025: (2) Der liebende Vater, 1. Johannes 3,1

Es hatte gedauert, bis der Schmerz weniger wurde. Sein geliebter, jüngerer Sohn hatte ihn tief verletzt, als er eines Tages ankam und seinen Teil des Erbes ausgezahlt haben wollte. Schon lange hatte er geahnt, dass der Junge nur noch wegwollte, um ein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen zu leben. Weil ihm die Beziehung zu seinem Sohn wichtig war, ging er auf die Forderungen ein und zahlte diesem sein Erbe aus. Könnte dieser junge, ungestüme Kerl mit dem vielen Geld überhaupt richtig umgehen? Was würde aus ihm werden?

Immer wieder glitten seine Blicke über die lange, gewundene Straße zum Horizont. Vielleicht würde sein Sohn ja eines Tages zurückkehren! Er liebte ihn doch so sehr – was auch immer vorgefallen war.

Wie lange er gewartet hatte, wusste er selbst nicht mehr. Da! Eines Tages schleppte sich eine jämmerliche Gestalt den staubigen Weg entlang. Diesen Gang erkannte der Vater sofort. Sein Sohn, sein geliebter Sohn war wieder zurückgekehrt! Er war es wirklich! Der alte, würdige Mann rafft seine Kleider zusammen und rennt seinem Jungen entgegen. Ob er sich lächerlich macht? Es ist ihm egal. Er fällt dem stinkenden, zerlumpten jungen Mann um den Hals und küsst ihn. Bedingungslose Liebe statt kalten Hasses, liebevolle Annahme statt Vorwürfen, Nähe statt Abweisung – all das begegnet dem erstaunten Sohn.

Jesu Erzählung geht weiter. Ein verlorener Mensch kehrt zu Gott um und wird bereits erwartet. Voller Liebe wird jeder Mensch, der zu Gott umkehrt, von ihm willkommen geheißen und bedingungslos angenommen. Noch heute wartet Gott auf verlorene Menschen – sein Vaterherz schlägt für jeden, der sich ihm zuwendet.

Thomas Bühne

Dienstag, 02. September 2025: (1) Der verlorene Sohn, Joel 2,13

Was hatte er das Leben auf dem väterlichen Hof sattgehabt! Die harte Arbeit, das tägliche Einerlei, seinen oberfleißigen Bruder, die Knechte und Mägde, die Leute aus dem Dorf. Und nicht zuletzt: seinen Vater. Klar, der hatte ihn wirklich geliebt, aber konnte ihm auch nicht das Leben bieten, dass er sich wünschte: Spaß, Abenteuer, Mädels! Endlich mal etwas erleben, feiern, das Leben genießen. So hatte er den Entschluss gefasst und seinen Vater um eine vorzeitige Auszahlung des Erbes gebeten. Für diesen: ein Schlag ins Gesicht. Egal. Bloß weg, mit den Taschen voll Geld. Das Leben in Saus und Braus: die Erfüllung aller Träume! Party, Freunde, Ausgelassenheit. Die aufkommende Hungersnot im Land machte ihm anfangs noch nichts aus. Doch als das Geld zur Neige ging, gingen auch die neuen Freunde und er blieb arm und allein zurück. Arbeit fand er auf einem Schweinehof, aber noch nicht einmal das Schweinefutter durfte er essen. War bei seinem Vater wirklich alles so schlecht gewesen? Hatten nicht alle Angestellten mehr als genug zu essen? Auch wenn er sich seine Position als Sohn verscherzt hatte – würde der Vater ihn als Tagelöhner einstellen?

Gesagt, getan. Der junge Mann macht sich auf den langen Weg nach Hause. Würde ihn in seinen zerlumpten Kleidern überhaupt jemand wiedererkennen? Was würden die Leute sagen? Was würde ihn dort erwarten? Kalte Blicke, Unverständnis, Hass?

Vielleicht haben Sie die Geschichte vom »verlorenen Sohn« erkannt. Jesus erzählt sie, um deutlich zu machen, wie verlorene Menschen zu Gott kommen können. Kennen Sie solche Menschen? Sind Sie selbst verloren? Der Weg zum Vater beginnt mit Buße und der Einsicht, dass Sie einen Neuanfang brauchen.

Thomas Bühne

Montag, 01. September 2025: 08/15, 1. Mose 6,11

08/15 ­- das bedeutet so viel wie durchschnittlich, gewöhnlich, nichts Besonderes. Der Ausdruck kommt aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Damals war das »MG 08/15« das Standardmaschinengewehr. Überall an der Front war es präsent, überall brachte es Leid und Tod. Doch jener Krieg mit seinem allgegenwärtigen Schrecken ist keine Ausnahme. Wenn man sich die Geschichte der Menschheit ansieht, ist sie eine endlose Aneinanderreihung von Krieg, Gewalt und Unterdrückung. Dass Menschen anderen Menschen schreckliches Leid antun, passiert ständig. Gewalt war und ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. 08/15 eben.

Der Ausbruch des Ukraine-Krieges hat uns erneut gezeigt, dass immer noch Folter, Krieg, Mord und Verstümmelung passieren. Und zwar nicht nur in entfernten Winkeln dieser Erde, sondern bei uns in Europa. Was ist los mit uns Menschen? Wieso gelingt es uns nicht, diese barbarischen Grausamkeiten endgültig abzulegen? Warum müssen sich die Umstände nur ein wenig ändern, muss sich die feine Decke des Anstandes nur ein wenig heben, und schon kommt eine Bosheit ans Licht, die einen erschaudern lässt?

Die Bibel sagt, dass unsere Unmenschlichkeit von unserer Gottlosigkeit kommt. Weil wir die Verbindung zu unserem Schöpfer aufgegeben und uns selbst zum Maß aller Dinge gemacht haben, sind wir zu allem fähig. In Zeiten von Krieg und Willkür zu jeder erdenklichen Grausamkeit, in guten Zeiten immerhin noch zu solchen Schlechtigkeiten wie Hass, Mobbing oder Streit. Aus diesem Schlamassel kommen wir nicht durch Anstrengung, Bildung oder Weiterentwicklung heraus, sonst hätten wir das menschengemachte Leid schon längst hinter uns gelassen. Nein, wir brauchen eine Umkehr zu Gott, der allein unsere defekten Herzen erneuern kann.

Elisabeth Weise

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