Montag, 14. August 2023: Gefährliche Abkürzungen, Psalm 125,5

Sie waren auf der Hochzeitsreise und besahen sich an einer Raststätte die nächste Reiseetappe. Die Straße machte einen gewaltigen Umweg, bevor sie die beiden an ihr Ziel brachte. Aber dann war auf der Karte noch eine viel kürzere Strecke zu erkennen, die außer einigen kleinen Kurven direkt auf ihr Ziel zulief. »Die nehmen wir«, beschlossen beide.

Als sie an die bewusste Abzweigung kamen, lasen sie ein Schild: »Schlechte Wegstrecke«. Die Frau riet, auf der großen Straße weiterzufahren. Er aber dachte, dies sei eine Gelegenheit, seiner jungen Frau zu zeigen, welch tüchtigen und mutigen Mann sie geheiratet hatte. So achtete er nicht auf ihre Warnung und fuhr einfach los. Weil es viel geregnet hatte, versanken die Räder schon bald in tiefem Matsch. Es ging auch nicht rückwärts, noch konnte man wenden. Zum Glück ließ sich die Tür noch öffnen. So wateten sie durch den tiefen Matsch zur Straße zurück. Wie die Stimmung der beiden frisch Vermählten nun war, lässt sich erahnen. Hoffentlich hat die Achtung der jungen Frau vor ihrem Mann hier keinen dauerhaften Schaden erlitten, und hoffentlich hat er gelernt, nicht »aus dem Bauch heraus« zu handeln, sondern reif und besonnen zu werden.

Hätten sie unseren Tagesvers gekannt, so wäre ihnen wenigstens klar geworden, dass sie nicht die Einzigen waren, denen es so erging. Aber dieser Spruch enthält – wie viele andere Bibelworte trotz der Negativaussage noch einen Trost, indem er Gott ins Spiel bringt. Gott lässt zwar Stolz, Überheblichkeit und Hochmut gerade bei denen kläglich scheitern, die sich von ihm abwenden; aber solche, die auf ihn vertrauen, lässt er nicht fallen, sondern hilft ihnen wieder auf die Beine, wenn sie ihr Versagen vor ihm bekennen.

Hermann Grabe
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Frage
Was musste der junge Mann noch lernen?
Tipp
Mancher Schaden lässt sich vermeiden, wenn man sich beraten lässt.
Bibellese
Sprüche 1,20-33

Sonntag, 13. August 2023: Verursacher gesucht – Stellvertreter gefunden, 2. Korinther 5,21

Die ersten Gedanken nach einer Corona-Infizierung gelten natürlich auch der Frage, bei welcher Gelegenheit man sich wohl angesteckt hat. Wem habe ich das zu verdanken? Damit einher geht der Drang, das aufzuklären, was sich aber meist als aussichtsloses Unterfangen herausstellt.

Der Grund für den Drang nach Aufklärung ist vielleicht der, dass wir uns für ungerechtfertigt Betroffene halten, für solche, denen das eigentlich nicht hätte widerfahren dürfen. So will man wenigstens denjenigen finden, der mutmaßlich dafür verantwortlich ist. Das steckt tief in uns drin, dass ein Schuldiger gefunden wird und für das geradesteht, wofür er verantwortlich ist. Im Rechtswesen ein durchaus üblicher Vorgang. Was aber, wenn es alle gleichermaßen betrifft? Weil sich schließlich jeder anstecken kann und auch selbst dazu ein Stück weit beiträgt. Wenn alle betroffen sind, macht es keinen Sinn mehr, einen einzelnen Verursacher festzustellen, weil potenziell jeder so einer sein oder werden kann. Jeder hat dann mit sich selbst genug zu tun.

So ist es im Grunde auch mit der Sünde – oder sogar noch mehr als das. Jeder ist so sehr selbst darin verstrickt, dass es keinen Sinn ergibt, einen Einzelnen dafür verantwortlich zu machen. Das Schreckliche ist: Sünde führt immer zum Tod. Sie tötet jeden, es sei denn, sie ließe sich »isolieren«, d. h. eingrenzen auf maximal eine Person, die von ihrer tödlichen Wirkung betroffen ist. Und tatsächlich ist das geschehen. Jesus wurde am Kreuz für uns zur Sünde gemacht (2. Korinther 5,21). Sie wurde auf ihn konzentriert. Er starb an unserer statt. Nicht in einem Krankenhausbett, dahinsiechend, sondern für alle sichtbar am Kreuz, sozusagen im Mittelpunkt des Weltgeschehens.

Joachim Pletsch
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Frage
Ist das nicht aller Annahme und ewiger Erinnerung wert?
Tipp
Jesus starb für uns, damit wir ewig leben können. Das setzt wahrlich Kräfte frei, sich für ihn einzusetzen.
Bibellese
1. Timotheus 1,12-17

Samstag, 12. August 2023: Wenn Jesus in ein Leben kommt, 2. Timotheus 1,5

Ihre Mutter hatte als junges Dienstmädchen in einer fremden Stadt gearbeitet und war einige Zeit später von einem verheirateten Mann schwanger geworden. Ihr Baby Luise musste sie zur Adoption freigeben. Ein älteres, kinderloses Ehepaar nahm das Mädchen auf. Doch kaum war es zwölf Jahre alt, starben beide Pflegeeltern. Luise kam zu ihrer »Tante«, nicht wissend, dass diese oft so harte Frau ihre eigentliche Mutter war. Sie hatte inzwischen geheiratet und ließ die kleine Luise, die sie wohl an ihre demütigende Zeit als Dienstmädchen erinnerte, ihre Ablehnung spüren. Luise wuchs zu einer jungen Frau heran, hungrig nach Liebe und Annahme. Als sich ein charmanter Mann für sie interessierte, Inhaber einer Bäckerei, schienen sich ihre Mädchenträume doch noch zu erfüllen. Doch schon kurz nach der Hochzeit spürte sie, dass weniger die große Liebe als mehr das Erbe ihrer Pflegeeltern und ihre jugendliche Arbeitskraft bei der Partnerwahl die entscheidende Rolle gespielt hatten.

In dieser schwierigen Zeit lernte sie Menschen kennen, die ihr von Jesus Christus erzählten. Die vaterlose, oft vom Leben enttäuschte Luise fand bei Gott die Liebe und Annahme, nach der sie sich sehnte. Sie erkannte, dass sie Jesus brauchte, und schenkte ihm ihr Leben. Treu besuchte sie die Gottesdienste, auch als diese während der Nazi-Zeit verboten wurden und ihr Mann ihr das Leben deswegen oft schwer machte.

Luise starb mit 91 Jahren. Sie war meine Urgroßmutter und die Erste aus unserer Familie mit einem persönlichen, lebendigen Glauben an Jesus Christus. Sie liebte ihn bis an ihr Lebensende, und ich erinnere mich, wie sehr ihre blauen Augen strahlten, wenn sie von ihm redete. Jesus war ihr Halt, ihre Freude, ihre Hilfe und ihr Lebensinhalt – bis zum Schluss.

Elisabeth Weise
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Frage
Was kann einen durch die Höhen und Tiefen des Lebens tragen?
Tipp
Wer Jesus in seinem Leben hat, weiß sich trotz aller Schwierigkeiten geliebt und geborgen.
Bibellese
Philipper 2,1-11; 3,8-15

Freitag, 11. August 2023: Das Ziel verfehlt, Jeremia 42,20

Wenn man sich in einem Land aufhält, dessen Sprache man nur sehr lückenhaft beherrscht, kommt es im Gespräch mit den Einheimischen immer wieder zu lustigen Situationen, aber auch zu Missverständnissen. Dies habe ich vor einiger Zeit, als ich mich in Kolumbien aufhielt, mehrmals erlebt. Einmal unterhielt ich mich mit ein paar jungen Leuten und versuchte, ihnen etwas auf Spanisch mitzuteilen. Nach einem Satz begannen meine Zuhörer, plötzlich zu lachen, doch ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte. Sie klärten mich anschließend über meinen Fauxpas auf: Ich wollte »Fisch« sagen (spanisch: pescado), sagte aber stattdessen »Sünde« (spanisch: pecado).

Als ich später nochmals darüber nachdachte, wurde mir klar, wie gering der Unterschied zwischen den Wörtern war: nur durch einen einzigen Buchstaben. Durch diesen einen falschen Buchstaben ergab sich jedoch ein völlig anderer Sinn, der die Bedeutung des Wortes und damit des Satzes, in dem das Wort verwendet wurde, völlig veränderte. Durch meinen »kleinen« Fehler hatte ich das eigentliche Ziel meiner Aussage verfehlt, da der Sinn entstellt wurde.

In der Bibel ist diese »Zielverfehlung« auch die eigentliche Bedeutung des Wortes »Sünde«. Wenn man sündigt, verfehlt man laut Aussage der Bibel das Ziel, das Gott mit unserem Leben hat, nämlich zu seiner Ehre zu leben. Manchmal denkt man vielleicht, dass man ein guter Mensch sei und Gott mit einem schon zufrieden sein könne. Aber in Wirklichkeit lebt man an dem Ziel, das Gott den Menschen gegeben hat, völlig vorbei. Eines der Ziele Gottes mit uns Menschen ist beispielsweise, dass wir in ständiger Dankbarkeit ihm gegenüber leben sollen. Dieses Ziel verfehlen wir sicher oft, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Jonathan Loos


Frage
Wie steht es mit Ihnen in Bezug auf Gott?
Tipp
Bitten Sie ihn darum, dass er Ihnen hilft, sich auf ihn auszurichten, statt das Ziel zu verfehlen.
Bibellese
1. Thessalonicher 1,8-10

Donnerstag, 10. August 2023: Wenn die Kräfte schwinden, Jesaja 46,4

Da ist noch Gartenarbeit zu erledigen, und das kleine Bauprojekt im Haus muss jetzt auch endlich angegangen werden. Ich mache mir Gedanken und bin in Unruhe über das, was da auf mich zukommt. Schaffe ich das, bin ich dem gewachsen?

Je älter ich werde, desto mehr spüre ich, wie meine Kräfte nachlassen. Interessant, aber auch beklemmend ist, dass offenbar nicht nur die körperlichen, sondern auch die seelischen Kräfte schwinden. Bei körperlichen Arbeiten bin ich längst nicht mehr so belastbar wie noch vor ein paar Jahren, und ich merke, dass mich diese Arbeiten auch psychisch mehr belasten. Ich mache mir zu viele Gedanken um eigentlich einfache Dinge und werde viel schneller ungeduldig als früher. Damit belaste ich oft meine Umgebung und auch meine Familie. Selbst meine Liebsten sind oft ratlos wegen meiner körperlichen, aber vor allem meiner seelischen Erschöpfungszustände.

Meine abnehmenden Kräfte machen mir zu schaffen, ich bin unzufrieden und in gewisser Weise in einer Lebenskrise. Wie geht es weiter? Wird das alles noch schlimmer werden? Ich denke, ja! Vielleicht können Sie sich als jüngerer Leser nicht vorstellen, dass auch Sie Ihr Alter irgendwann deutlich spüren werden. Doch ich kann Ihnen versichern, dass das auch bei Ihnen der Fall sein wird.

Ich bin dankbar, dass ich mich in dieser Situation immer wieder von Gott trösten und tragen lassen kann. Ich darf Zuflucht zu Gott nehmen und ihm meine Gedanken, meine Unruhe und Schwächen bringen. Er hat versprochen, mich bis zum Greisenalter zu tragen. Er hat zugesagt, sich um mich zu kümmern, auch wenn Körper und Seele mehr und mehr erschöpft sind. Deshalb will ich Gott beim Wort nehmen und zuversichtlich meinen Weg bis zum Ende gehen.

Axel Schneider
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Frage
Spüren Sie schon das Nachlassen Ihrer Kräfte?
Tipp
Die Lasten werden nicht kleiner, aber Jesus will sie mit Ihnen tragen.
Bibellese
Psalm 92,13-16

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