Mittwoch, 12. Januar 2022: »Gleich sterbe ich«

… teilt der Mittfünfziger seinen Familienangehörigen abends aus dem Notarztwagen heraus per Videonachricht mit, gibt Infos zu offenen Geschäftsvorfällen … und lacht dabei kurz. Obwohl er erblich vorbelastet ist und auch bereits den einen oder anderen »Schuss vor den Bug« gekriegt hat, hat er die Gesundheit nie wirklich ernst genommen. Übergewicht, Diabetes, fettfreieres Essen – all das interessierte ihn nicht wirklich. Im Gegenteil: Wenn er eine fettige Kalorien-Bombe genoss, postete er das genüsslich in sozialen Medien. Nach einem kürzlichen Herzinfarkt verlangte er schon recht bald die vorzeitige Entlassung, um sich im Krankenhaus nicht der Gefahr einer Corona-Infizierung auszusetzen und um das Ganze auch nicht überzubewerten.

Weil er – wie wohl nicht zum ersten Mal – derart mit dem Tod kokettiert, reagieren Angehörige auf seine Nachricht entsprechend lässig. Erst am nächsten Morgen erfahren sie, dass später am Abend notwendig gewordene Reanimationsversuche fehlgeschlagen sind … Das leichtfertig Dahingesagte ist eingetreten.

In Lukas 12,16 erzählt Jesus von einem Großbauern, der die Optimierung seines Gewinnes und seiner Versorgung derart im Fokus hatte, dass er dabei die Endlichkeit des eigenen Seins völlig aus dem Blick verlor. Über Nacht stirbt er. Deutlich bezeichnet ihn Jesus als »Narr«, weil er es versäumt hatte, sich um seine Seele, d. h. um sein ewiges Geschick zu kümmern. In Jakobus 4,14 heißt es: »Was ist denn euer Leben? Es ist nur ein Dampf, der kurze Zeit sichtbar ist und dann wieder verschwindet.« Deshalb sollten wir im Hier und Jetzt das Danach bedenken und dafür vorsorgen! Dazu gehört z. B., das Angebot der Vergebung unserer Schuld vor Gott zu anzunehmen, das er uns in Jesus Christus macht.

Markus Ditthardt
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Frage
Warum versuchen wir allzu oft, den Gedanken an das Sterben zu verdrängen?
Tipp
Weise und klug ist nur der, der auch die Ewigkeit in seinem Denken und Planen berücksichtigt.
Bibellese
Lukas 12,13-21

Dienstag, 11. Januar 2022: Hochstapelei oder Demut?

Gert Postel hatte als einzige Ausbildung die zu einem Postboten. Mittels gefälschter Dokumente gelang es ihm jedoch sechsmal, eine Anstellung als Psychiater zu bekommen. Unter anderem nahm er den Decknamen Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy an. Das sächsische Kabinett bot ihm sogar eine Professur in der Forensik an. Bei der Bewerbung um eine Oberarztstelle hielt er einen Fachvortrag über die »Lügensucht im Dienste der Ich-Erhöhung« und stach damit 38 Mitbewerber aus. In einem Expertengespräch gebrauchte er einen in sich widersprüchlichen psychiatrischen Fantasiebegriff, »weil ich ausreizen wollte, wie weit ich gehen kann«. Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm der ärztliche Direktor einer Universitätsklinik den Begriff auf und bemerkte, eine »bipolare Depression dritten Grades« komme mitunter vor, sei aber sehr selten. Da dämmert dem Schwindler: »Ich bin als Hochstapler unter Hochstaplern gelandet.« 1999 wurde Postel zu vier Jahren Haft verurteilt, von denen er zwei Jahre absaß.

Vermutlich faszinieren Hochstaplergeschichten deshalb, weil sie uns einen Spiegel vorhalten. Nur zu gern wollen wir mehr scheinen, als wir sind. Diese Neigung ist jedoch nicht nur im Umgang miteinander ein Problem, sondern auch in unserer Beziehung zu Gott. Nur sehr widerstrebend gestehen wir ein, dass wir ganz von ihm abhängig sind und ohne ihn keinen Atemzug tun könnten. Noch schwerer fällt es uns zuzugeben, dass wir moralisch aus Gottes Sicht Egoisten sind, uns ständig gegen ihn empören und ihm den Respekt und die Loyalität verweigern, auf die er als unser Schöpfer Anspruch hat. Demut im biblischen Sinn bedeutet keine neurotische Selbstverzwergung, sondern vielmehr, vor Gott alle Hochstapelei fallen zu lassen und uns in seinem Licht zu sehen.

Gerrit Alberts
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Frage
Wie definieren Sie Demut?
Tipp
Echtheit und Transparenz sind sehr gute Vorbilder für die nächste Generation.
Bibellese
2. Korinther 10,12-18

Montag, 10. Januar 2022: Willenserklärung

Im deutschen Recht spielt die Willenserklärung eine zentrale Rolle: Sie stellt die Äußerung eines rechtlich erheblichen Willens durch jemanden dar, der am Rechtsverkehr teilnehmen und eine Rechtsfolge herbeiführen will. Mit Rechtsfolge ist besonders häufig die Begründung eines Rechtsverhältnisses gemeint. Und Rechtsverhältnisse sind vor allem Verträge. Für einen Vertrag benötigt man nun zumindest zwei Parteien, die miteinander korrespondierende Willenserklärungen abgeben. Das nennt man Angebot und Annahme und sieht in der Praxis oft ganz einfach aus: »Willst Du mein Auto für 2000 € kaufen?« (Angebot). »Ja, das will ich.« (Annahme). Werden sich beide auf diese Weise einig, kommt ein Vertrag über ebendieses Auto zu einem Kaufpreis von 2000 € zustande, der beide Seiten bindet.

Im Alltag reden Verhandlungspartner aber leicht aneinander vorbei. Deswegen ist es wichtig, den eigenen Willen möglichst deutlich zum Ausdruck zu bringen, damit der andere weiß, worauf er sich einlässt, wenn er das Angebot annimmt.

Im Verhältnis Gott-Mensch ist das durchaus ähnlich. Gott will den Menschen nicht im Ungewissen darüber lassen, was er vom Menschen erwartet und was er ihm anbieten möchte. Deswegen hat Jesus Christus, Gottes Sohn und dadurch vollumfänglich vertretungsberechtigt, den Willen seines Vaters ganz eindeutig auf den Punkt gebracht: Jeder (!), der in diesem Jesus wirklich Gottes Sohn sieht und daran glaubt, dass dieser für seine Sünden am Kreuz bezahlt hat, bekommt ewiges Leben. Diese Rechtsfolge ist ganz sicher. Allerdings ist es mit Gottes Angebot wie im Rechtsleben. Um in den Genuss dieses ausgesprochen klaren und unmissverständlichen Angebotes zu kommen, muss ich es annehmen.

Markus Majonica
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Frage
Was hindert uns, das Angebot Gottes anzunehmen?
Tipp
Nie war jemand zuverlässiger als Gott!
Bibellese
Johannes 1,1-18

Sonntag, 09. Januar 2022: Aus der größten Ideensammlung der Welt

Wer sich eingehend mit der Schöpfung beschäftigt, gelangt zu einer überwältigenden Erkenntnis: Die Schöpfung ist die größte Ideensammlung der Welt. Keine Wissenschaft wird je erfassen können, wie viel Wissen, wie viele Ideen und wie viele Konzepte in der Gesamtheit der Werke der Schöpfung enthalten sind. In Psalm 92,6 heißt es so treffend: »HERR, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief.« Wir greifen hier ein Beispiel heraus:

Der mit Kammern gefüllte Nautilus und der Tintenfisch benutzen Schwimmtanks, mit denen sie ungeachtet der Tauchtiefe den notwendigen Auftrieb erhalten. Sie tun dies wirkungsvoller als unsere modernen U-Boote. Außerdem können Tintenfische per „Düsenantrieb“ durch die Luft fliegen, und sind dabei noch schneller als der Supersprinter und jamaikanische Olympiasieger Usain Bolt (* 1986). Die 100-Meter-Strecke durcheilte er in sagenhaften 9,58 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit von 44,72 km/h erreichte er bei der 54-Meter-Marke. Diese Geschwindigkeit überbietet der Tintenfisch über dem Wasser durch seinen Antrieb. Er schafft dabei einen über 30 Meter weiten Bogen durch die Luft.

Als Antrieb dient den Weichtieren der Sipho, ein trichterähnliches Organ, aus der sie Wasser per Muskelkraft aus ihrer 30 bis 40 Zentimeter langen Mantelhöhle pressen. Mit diesem „Düsenantrieb“ erreichen verschiedene Tintenfischarten eine Flughöhe von bis zu sechs Metern. Fliegende Fische schaffen bei einer Geschwindigkeit von über 20 Metern pro Sekunde Flugweiten von mehr als 300 Metern. Der Schnellste in der Welt der Flossen und Schuppen ist aber der Segelfisch: Bei der Flucht oder Jagd kommt er auf über 30 Meter pro Sekunde, das sind 110 Kilometer pro Stunde.

Werner Gitt


Frage
Meinen Sie, die Evolution könne so etwas hervorbringen?
Tipp
Wenden Sie sich dem zu, der auch Ihr Schöpfer ist!
Bibellese
Hiob 36,26-33; 37,1-24

Samstag, 08. Januar 2022: Und Tschüss!

Zum Abschied grüßt man sich in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Im Norden lautet der überwiegende Abschiedsgruß »Tschüss«, im Süden ist es eher ein »Ade«, »Servus« oder »Pfüati«. Aber wer hätte gedacht, dass Tschüss, Ade und Pfüati so ziemlich das Gleiche bedeuten? Darüber machen wir uns kaum noch Gedanken. – Können Sie noch erkennen, was der Begriff Tschüss eigentlich besagt? Diese knappe Grußformel ist die Kurzform von »Gott beschütze dich!« Im Laufe der Zeit wurde der Wunsch verkürzt zu »schütz dich« und dann verstümmelt zum heutigen »Tschüss«. Ade ist die Verkürzung der lateinischen Grußformel »Ad Deus!« – »Geh mit Gott!«

Was mich dabei verwundert: Offenbar war bei unseren Vorvätern der Wunsch allgegenwärtig: Möge Gott mit dir sein. Er beschütze dich, wie es auch in unserem Tagesvers ausgedrückt wird. Es war früher ganz üblich, einen Segenswunsch für das Gegenüber mit in den Abschied zu packen! Denn es herrschte ein allgemeines Gottesbewusstsein. Und ebenso ein Bedürfnis nach seiner Bewahrung. Aber die Gegenwart Gottes in der Alltagssprache und die Bitte um Bewahrung wurden verhunzt und bis zur Unkenntlichkeit gestutzt. Somit wurde der Gottesbezug nach und nach eliminiert. Dennoch ist im »Tschüss« jedes Mal noch ein Rest davon enthalten, der aber nicht mehr ausgesprochen wird.

Es ist dem Abschiedswunsch genau so ergangen wie dem Tischgebet vor dem Essen: Aus »Gott segne diese Mahlzeit!« blieb nach »Gesegnete Mahlzeit!« nur noch das Rudiment »Mahlzeit!« übrig. Wahrscheinlich wird man sich der Ausklammerung Gottes erst wieder bewusst, wenn gar kein Essen mehr auf dem Tisch steht. Dann lehrt uns erst die Not, wieder nach Gott zu rufen. Wie schade!

Andreas Fett
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Frage
Werden Sie heute irgendwo ein »Tschüss« oder »Ade« aufschnappen?
Tipp
Dann trauen Sie sich, Ihrem Gegenüber die ursprüngliche Form zu erklären! Gott wird es segnen.
Bibellese
Hebräer 13,20-21

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