Sonntag, 05. Oktober 2025: Lieblingsschüler, 5. Mose 7,7-8

»Ist das Ihr Ernst? Immer ich. Unfair.« Durchatmen. Regelmäßig fühlt sich irgendein Kind in meiner Klasse zu Unrecht ermahnt oder zu häufig nicht drangenommen und formuliert seinen Unmut deutlich. Ich warte, bis wieder Ruhe eingekehrt ist, und erinnere meine Schüler daran, dass ich sie alle gleich gernhabe. Eine Schülerin ruft: »Das stimmt nicht. Sie haben Lieblingskinder.« Ich bin verwundert, wiederhole, dass ich alle Kinder in meiner Klasse gleichermaßen mag, und frage, wie sie zu ihrer Aussage kommt. Das kann sie nicht sagen, aber sie ist sich sicher: Ich habe Lieblingsschüler. Strategiewechsel. Ich fordere sie auf, mir die Namen der Kinder zu nennen, die ich am liebsten mag. Sie nennt einige Namen, und mir wird klar, wer aus ihrer Sicht meine Lieblingsschüler sein müssen: die mit den besten Noten.

Irgendwie tut es mir leid, dass meine Schülerin den Eindruck hat, sich die Zuneigung ihres Klassenlehrers nur durch Leistung erarbeiten oder verdienen zu können. Aber ich erkenne mich darin wieder. Wie oft denke ich, dass ich mir Gottes Liebe durch Fleiß und gute Taten verdienen kann. Anstatt in dem Bewusstsein zu ruhen, dass Gottes Zuneigung bedingungslos ist, denke ich, dass ich irgendetwas tun müsste oder tun könnte. Was kann denn ein Mensch tun, damit Gott ihm sein Herz zuneigt? Gott hat uns geschaffen und schenkt uns täglich das Leben. Was könnten wir ihm geben, was er nicht schon hat, um seine Liebe zu bekommen? Unser Tagesvers zeigt uns, dass Gott sein Herz Menschen zuneigt, weil er sie liebt, und nicht, weil sie Anlass dazu geboten haben. Er liebt nicht, weil jemand besonders liebenswert ist, sondern weil er Liebe ist.

Allerdings erwartet diese Liebe Gottes ein echtes Ja des Menschen zu ihm – sonst leben (und sterben) wir an dieser Liebe vorbei.

Janina und Philipp Strack

Samstag, 04. Oktober 2025: Getarnt, Hebräer 4,13

Wenn ein Igel in der Nacht auf Streifzug geht, ist er gut zu hören und zu sehen. Er bemüht sich nicht, unauffällig zu sein. Es droht ihm keine Gefahr von Fressfeinden, und um seine Nahrung zu finden, muss er sich nicht anstrengen, ungesehen zu bleiben. Andere Tiere jedoch sind so gut an ihre Umgebung angepasst und können sich so unauffällig bewegen, dass sie für uns meist unentdeckt bleiben. Katzen sind Profis im Anschleichen und Eulen im geräuschlosen Anflug. Skorpione sind so gut getarnt, dass sie für uns Menschen kaum zu entdecken und deshalb eine Gefahr sind. Für die Großmutter meiner Frau, die in Griechenland lebt, kaufte ich deshalb eine UV-Taschenlampe. Leuchtet man damit einen Skorpion an, fluoresziert sein Außenskelett. So ist er vor allem in der Dämmerung nicht zu übersehen. Selbst mit ihren schlechten Augen kann die Großmutter mithilfe der Lampe die Tarnung der giftigen Skorpione aufdecken.

Als ich erlebte, wie unglaublich einfach die Skorpione mit UV-Licht zu sehen waren, musste ich daran denken, wie für Gott alles in unserem Leben sichtbar ist. Alle meine Taten, Worte, Gedanken sind hell leuchtend vor ihm ausgebreitet. Das weiß ich aus der Bibel, die das klar und deutlich von ihm sagt (siehe Tagesvers).

Wir sind es gewohnt, gewisse Dinge vor unserem Mitmenschen verbergen zu können. Gott gegenüber funktioniert das aber nicht. Er weiß alles, und wir müssen ihm einmal Rede und Antwort für unser Leben stehen. Daher ist es eine gute Idee, die Beziehung zu ihm schon jetzt ins Reine zu bringen, indem wir mit ihm über die Dinge sprechen, die wir gern versteckt halten. Ein einfaches Gebet, in dem wir ihm unsere Fehler ehrlich sagen und ihn um Vergebung bitten, ist der erste Schritt.

Andreas Wanzenried

Freitag, 03. Oktober 2025: Jetzt ist alles möglich!?, 5. Mose 4,9

Zwickau, die Technikschmiede Sachsens, ist eine Partnerstadt von Dortmund. Da dort nach der Wende verschiedene Bauträger aus dem Ruhrgebiet in Wohnungsneubau und -sanierung tätig wurden, bat man mich damals um die Übernahme von Vertrieb und Verwaltung. Nach gemeinsamer Überlegung in der Familie startete ich im Mai 1992 mit einem gemischten Ost-West-Mitarbeiterteam.

Vor Ort hatte man ein motivierendes Pioniergefühl. Wir berieten viele Menschen, für die das westliche Wirtschafts- und Finanzsystem völlig fremd war und deren Erwartungen an die neue Zeit riesig waren. Die Vorstellung war: Jetzt ist alles möglich! – Und man war enttäuscht, dass das nicht ganz so eintrat.

Im Rahmen der vielen Amtsbesuche lernte ich begabte und fleißige Menschen kennen. Nachdem die beruflichen Dinge abgehandelt waren, kamen jedoch häufig Grundsatzdiskussionen auf, mit dem Tenor: »Das kann doch noch nicht alles gewesen sein?!« Man hatte sich nach der großen Erleichterung über die Freiheit von Spitzeln und Misstrauen des DDR-Regimes die Entwicklung schneller vorgestellt. Als diese nicht wie gewünscht eintrat, konnte man schnell nicht mehr das Wunder sehen, das Geschenk Gottes, das die Wiedervereinigung darstellte.

In unserem Leben passiert genau dasselbe: Wir beten und flehen zu Gott und stellen uns vor, was geschehen müsste und uns zustünde, und erwarten, dass Gott uns das gibt. Wenn etwas davon nicht eintrifft, sind wir enttäuscht, unzufrieden oder sogar ärgerlich. Aber Gott ist kein Wunschautomat – Wunsch rein, beten, Erfüllung raus. In Wirklichkeit gibt er uns viel mehr als das, was wir uns gewünscht haben. Weil er den völligen Überblick hat, ist es aber vielleicht etwas anderes als das, was wir ursprünglich wollten. Doch er gibt uns das, was gut für uns ist.

Klaus Spieker

Gemeindefreizeit 2026

Gemeinsame Gemeindefreizeit der Evang. Pfarrgemeinde A.B. Bad Hall, Evang. Muttergemeinde A.B. Neukematen und der Evang. Tochtergemeinde A.B. Sierning!

Hier geht’s zur Anmeldung!

Ein gemeinsames Wochenende fernab vom Alltag, inmitten der idyllischen Landschaft Oberösterreichs, in den gemütlichen Räumen eines echten Schlosses. Herzliche Einladung zur Gemeindefreizeit im Jänner 2026 auf Schloss Klaus – ein Highlight, das uns alle näher zusammenbringt und unsere Herzen für Gottes Wort öffnet. Ob Sie allein kommen, mit Familie oder Freunden: Diese Zeit wird unvergesslich!

Unter dem spannenden Thema „Gleichnisse Jesu – mehr als nur eine Geschichte“ tauchen wir gemeinsam in die faszinierenden Erzählungen Jesu ein. Welche Bedeutung haben Jesu Worte für unser Leben heute? Unsere Referenten Uli und Alfred Lukesch, mit ihrer lebendigen Art und tiefen Bibelkenntnis, werden uns nicht nur unterhalten, sondern echte Aha-Momente schenken. Erwarten Sie inspirierende Impulse, offene Gespräche und Momente der Reflexion, die uns bereichern und motivieren.

Und das Beste? Kinder sind besonders willkommen! Für unsere Kleinen und Jugendlichen gibt es ein abwechslungsreiches eigenes Programm – mit Spielen, Basteln, Geschichten und Entdeckungen, die speziell auf sie zugeschnitten sind. So können Eltern – hoffentlich – entspannt teilnehmen, während die Kids in einer sicheren, freudvollen Atmosphäre wachsen und Spaß haben. Gemeinsam feiern wir, dass Jesus uns alle ruft – Groß und Klein!

Anmeldefrist: Bis zum 2. Jänner 2026.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme,


Pfarramtskandidat Philip Gröbe

Donnerstag, 02. Oktober 2025: Realitäten, 1. Timotheus 1,15

In meinen Berufsleben als Polizeibeamter musste ich lernen, mit oft großen Nöten und Schicksalsschlägen anderer umzugehen. Eine Besonderheit an dem Beruf ist, dass man häufig mit Menschen zu tun hat, die sich gerade in einer Ausnahmesituation befinden. Da ist eine junge Frau, die in ständiger Angst lebt, weil sie von ihrem ehemaligen Freund gestalkt wird. Wie tief in ihrer Seele sind Menschen getroffen, wenn in ihre Wohnung eingebrochen wurde und die Täter alles verwüstet haben? Wie begegne ich den Eltern eines 16-Jährigen, wenn ich ihnen mitteilen muss, dass ihr Sohn bei einem Unfall ums Leben gekommen ist? Mit welchen unbeantworteten Fragen müssen Angehörige leben, wenn ein Familienmitglied sich das Leben genommen hat?

Viele Jahre spielte Gott für mich in diesen düsteren Alltagserfahrungen keine Rolle. Was sollte ein »lieber Gott« mit diesen teils schrecklichen Realitäten zu tun haben? Auch bei den vielen Kollegen, die ich während der über 42-jährigen Dienstzeit kennenlernen durfte, war diese Einstellung, soweit ich es beurteilen kann, vorhanden.

Irgendwann kam der Zeitpunkt, wo mir Gottes Wort nahekam und ich Leute, die sich damit befassten und an Jesus als ihren Herrn glaubten, kennenlernen durfte. Vorsichtig, sachlich und mit all meiner Logik ließ ich die frohmachende Botschaft des Evangeliums auf mich einwirken. Ich recherchierte, beurteilte und schaute mir genau die Menschen an, die von diesem Jesus begeistert waren. Mit dem Maß der mir zur Verfügung stehenden Realitätserkenntnis kam ich letztlich zu dem logischen Entschluss zu glauben, dass es Gott wirklich gibt, die Bibel recht hat und Jesus, als der Sohn Gottes, auf diese Erde gekommen ist, um Sünder zu retten, zu denen ich zweifellos gehöre.

Axel Schneider

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