Mittwoch, 28. Mai 2025: Vatersein, Psalm 68,6-7

Vater werden ist sehr leicht. Dagegen ist Vater sein sehr herausfordernd. Viele Ehen starten verheißungsvoll mit schönen Bildern und viel Romantik, doch brechen sie unter der Last des Alltags schnell wieder auseinander oder vereinsamen in einem kalten Neben- oder Gegeneinander. Man ist sich uneinig im Umgang mit Geld, in der Kindererziehung, ein Partner geht fremd … Jede dritte Ehe wird geschieden. Und was ist dann mit den Kindern?

Wir leben in einem Land voller Alleinerziehender. Viele Frauen haben Männer, aber eigentlich haben sie keine Männer. Viele Kinder haben Eltern, aber eigentlich nur auf dem Papier. Ein Song von den Ärzten fasst die Ehe vieler Paare heutzutage gut zusammen. Dort beschreibt eine Strophe, wie risikoreich es sei, eine Ehe einzugehen, weil der »Rosenkavalier« schon nach kurzer Zeit sein »wahres Ich« zeigen und zum »Tier« werden könne.

So ist der Mensch. In meinem Leben gibt es auch einen Vater, aber keine Beziehung zu ihm. Das hinterlässt in meinem Leben eine riesige und schmerzvolle Lücke und drängt zu einem Schrei nach Liebe, der aber ungehört verhallt. Wer kann diese Lücke schließen? Wer kann meinen »leeren Tank« mit Liebe füllen?

Ich habe eine Antwort gefunden. Sie steht in unserem Tagesvers: Es ist der Gott der Bibel. Er ist mein Vater geworden, und er kann für uns alle zum Vater werden. Das ist keine Fiktion oder irgendein psychologischer Trick. Das ist Fakt. Gott möchte diesen großen Mangel an Liebe in unserem Leben ausfüllen. Er möchte sich wirklich um unsere Bedürfnisse kümmern. Mit ihm können auch Beziehungen in der Ehe wieder wirklich gelingen. Bei ihm kann sogar aus einem Tier wieder ein echter Rosenkavalier werden.

Johannes Unger

Dienstag, 27. Mai 2025: Erwartungen eines Hahnes auf dem Bauernhof, Hiob 9,10

»Jesus kann nicht auf dem See gelaufen sein«, sagen viele. »Er kann doch einen Blinden nicht einfach sehend gemacht haben.« Oder: »Jesus kann unmöglich nach drei Tagen von den Toten auferstanden sein. Und eines Tages wiederkehren wird er auch nicht.« Manche Texte in der Bibel klingen in den Ohren aufgeklärter Menschen wie Märchen.

Der britische Philosoph Bertrand Russell (1872-1970) war kein Christ, er glaubte nicht einmal an Gottes Existenz. Aber er gebrauchte in seinem Buch The Problems of Philosophy ein spannendes, wenn auch unschönes Bild. Er vergleicht unsere Erwartung, dass sich die Dinge auch in Zukunft so wiederholen, wie wir sie bisher beobachtet haben, mit der Erwartung eines Hahnes, der auf einem Bauernhof heranwächst. Der Hahn erlebt mit absoluter Regelmäßigkeit, dass er täglich sein Futter bekommt, wenn der Bauer zum Stall kommt. Doch eines Tages kommt der Bauer nicht, um den Hahn zu füttern, sondern um ihm den Hals umzudrehen …

Dass es unerwartet anders kommen kann, ist auch mit bestimmten Ereignissen so, von denen die Bibel redet. Vieles in unserer Welt entspricht unseren Erwartungen. Naturgesetze sind berechenbar. Doch sie sind eingebettet in einen größeren Zusammenhang, in eine Realität, zu der auch und vor allem Gott gehört. Naturgesetze sind die normale, reguläre Art, wie die Welt funktioniert. Ein Wunder dagegen ereignet sich als außergewöhnliches Handeln Gottes, der außerhalb des Universums existiert. Wenn dieser Gott Besonderes vorhat, können auch besondere Dinge geschehen. Gott beabsichtigt schließlich etwas mit dieser Welt. Darum können und müssen wir bei aller Regelmäßigkeit in unserem Alltag mit erstaunlichen Unregelmäßigkeiten rechnen.

Markus Wäsch

Montag, 26. Mai 2025: Eine Evakuierung findet nicht statt, Philipper 2,7-8

Vor einigen Jahren kam der Film »Die dunkelste Stunde« in die Kinos. Die Handlung beschreibt die ersten Jahre Winston Churchills als Premierminister und wie er sich darum bemüht, eine Invasion Englands durch Hitlerdeutschland aufzuhalten. Das stellt ihn vor riesige Herausforderungen. Denn die deutsche Wehrmacht überrollt innerhalb weniger Tage die Niederlande, Belgien und Luxemburg.

Im Mai 1940 sind große Teile der französischen Armee und fast die gesamten britischen Expeditionsstreitkräfte an der französischen Kanalküste bei Dünkirchen eingeschlossen. Eine verheerende Niederlage scheint unausweichlich. Auch in Calais befinden sich britische Truppen, die möglichst lange die Stellung halten sollen. Während in einer spektakulären Rettungsaktion knapp 330 000 Briten und Franzosen aus Dünkirchen evakuiert werden können (»Das Wunder von Dünkirchen«), fällt im Film in Bezug auf die Soldaten in Calais der eindrückliche Satz: »Eine Evakuierung findet nicht statt.« Tatsächlich kommen viele dieser Soldaten um, und mehrere Tausend geraten in Kriegsgefangenschaft, da sie nicht gerettet werden können – im Gegensatz zu ihren Kameraden in Dünkirchen.

Der Satz »Eine Evakuierung findet nicht statt« hat sich mir tief eingeprägt und mich an eine noch viel folgenschwerere Situation erinnert – nämlich an den Moment, als Jesus Christus als Mensch auf der Erde dem Tod ins Angesicht sieht. Er weiß, dass er sterben soll, und bittet seinen Vater, verschont zu werden. Aber auch bei ihm ist die Antwort ähnlich: »Eine Evakuierung findet nicht statt.« Jesus musste bis zum Tod gehen, er konnte seine Mission nicht vorzeitig beenden. Sein Sterben war notwendig, damit ich gerettet werden konnte.

Michaja Franz

Sonntag, 25. Mai 2025: »Jerusalema«, Hebräer 12,22

Mit diesem Titel gelang während der Corona-Zeit einem südafrikanischen Discjockey ein echter Überraschungshit: Der eingängige Rhythmus von »Jerusalema« führte dazu, dass weltweit zu diesem Song getanzt wurde. Die Bewegungen, die aus einem traditionellen Hochzeitstanz stammen, wurden unzählige Male nachgeahmt und in Videos ins Internet gestellt. So sah man Polizisten, Feuerwehrleute, Krankenhauspersonal etc., die ein Zeichen gegen die Unsicherheit der Pandemie setzen wollten. Doch wovon handelte dieser Song eigentlich genau? In dem Text heißt es u. a.: »Jerusalem ist meine Heimat … Schütze mich, begleite mich, lass mich hier nicht zurück. … Mein Platz ist nicht hier. Mein Königreich ist nicht hier.«

Damit bringt dieses Lied eine starke Sehnsucht nach einer idealen Heimat, nach einem Ort der Geborgenheit und der Gemeinschaft zum Ausdruck. Kein Wunder, dass die ganze Welt danach tanzte.

Warum allerdings verbindet das Lied seine Hoffnung mit der Stadt Jerusalem? Sicherlich ist nicht die gleichnamige Stadt in Israel gemeint, denn dort herrschen recht wenig Schutz und Geborgenheit. Wer sich aber mit der Bibel beschäftigt, der kann lernen, dass Gott selbst mit dem Bild des himmlischen Jerusalem einen Ort beschreibt, an dem jedes Sehnen seine Erfüllung findet. Es ist ein Ort des Friedens und der untrennbaren Gemeinschaft mit Gott. Anders als der Tanz zu »Jerusalema«, der einige Minuten Freude und Ablenkung schenkte, gibt es dort ewig nichts mehr, was uns bedrücken könnte. Die Sehnsucht nach diesem Ort ist also berechtigt. Dort ist allerdings Jesus Christus die zentrale Person. Um dort eingelassen zu werden, bedarf es einer persönlichen Beziehung zu diesem Jesus. Hier und jetzt.

Markus Majonica

Samstag, 24. Mai 2025: Gerechtigkeit – angemaßt oder angeboren?, 2. Korinther 5,21

Heute vor 300 Jahren wurde Jonathan Wild im Londoner Hyde Park öffentlich hingerichtet. Er wurde zum Tode verurteilt, weil er als Kopf einer Bande das von anderen erbeutete Diebesgut als selbst ernannter Polizist den rechtmäßigen Besitzern gegen Gebühr zurückgab, nachdem der Diebstahl in der Zeitung stand. Da es noch keine behördliche Polizei gab, wurde auf diese Weise die »Privatpolizei« entlohnt. Um Diebstähle einzugrenzen, waren Gesetze erlassen worden, die die Hehlerei hart bestraften. Um diesem Risiko zu entgehen, führte für andere Kriminelle bald kein Weg an Wild vorbei, der das Diebesgut von ihnen übernahm. Gleichzeitig überlieferte er rivalisierende Banden dem Gericht. Mit der Zeit erwarb er sich durch seine überaus »erfolgreiche« Ermittlungsarbeit einen heldenhaften Ruhm. 1718 bezeichnete Wild sich selbst als Thief Taker General of Great Britain and Ireland (Generaldiebesfänger von Großbritannien und Irland).

Damit eignete dieser Jonathan Wild sich allerdings den Nimbus eines Gerechten an, den er gar nicht besaß. Und als sein Doppelleben (Hehler und »Polizist«) aufflog, schlug die Bewunderung der Massen in Hass um.

Welch einen starken Kontrast stellt hierzu Jesus Christus dar: Er war der einzige wirklich gerechte Mensch. Er hatte keine einzige Sünde – im Gegensatz zu uns (und auch zu Jonathan Wild). Damit wir aber in den Genuss seiner Sündlosigkeit kommen und vor Gott bestehen können, hat er freiwillig die Schuld der ganzen Menschheit auf sich geladen. Seit Adam und Eva haben wir die enge Beziehung zu Gott verloren, weil wir eher dem Teufel glauben als Gott. Um diese verlorene Beziehung zu heilen, musste der Gerechte – Jesus – für uns, die Ungerechten, sterben. Wer das versteht und annimmt, wird wie Jesus wirklich gerecht vor Gott.

Bernhard Czech

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